Kein Trost, nirgends
und dort wo die seelenplatten sein sollten ist eine ausgebrannte vernarbte landschaft
Thomas Köck
Wir befinden uns inmitten einer Woge von Solastalgie. Tag für Tag verstärkt sich der dystopische Eindruck einer verschwindenden Natur. Solastalgie bezeichnet den Schmerz, den man erlebt im Augenblick der Erkenntnis, dass der Raum, den man bewohnt, angegriffen wird, und dass man sich sehnlichst wünscht, dass dieser Raum als Quelle des Trostes erhalten bleibt.
Der Begriff setzt sich zusammen aus dem lateinischen Wort für Trost (solacium) und der griechischen Wurzel (algia), die für Krankheit und Leiden steht, und wurde 2005 von dem australische Naturphilosophen Glenn Albrecht erstmals verwendet. Dabei ist Solastalgie kein neues Phänomen. Ihr Schatten verfolgt uns seit Jahrzehnten, und er holt uns täglich mehr ein.
Genau hier, an dieser Sollbruchstelle, setzt der neue Text des Dramatikers und Regisseurs Thomas Köck ein. Der Autor lädt uns zu einem Totentanz ein, in der die Natur zu Grabe getragen wird. Es gibt nur ein Problem: Wo trauern wir eigentlich über diese Welt, die jetzt gerade vor unseren Augen verschwindet? Was macht das Wissen um dieses Verschwinden mit uns, die wir die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Jahrbuch 2022
Rubrik: Neue Stücke, Seite 153
von Julia Weinreich
Eine tolle Kollegin, mit der ich viel zu selten Kaffee trinken gehe, meinte vor Kurzem zu mir, sie hätte einmal die schon recht erfahrene Vorzimmerdame eines größeren deutschen Theaters, die schon einige Wechsel von einigen Intendierenden in ihrem Vorzimmerleben miterlebt hat, gefragt, wie das denn nun so sei, über all die Jahre, mit all den Wechseln, und ob es...
Endlich ist sie vorbei, die Zeit, in der Frauen «schön schöpfend und in der Erschöpfung schön» sein müssen. Martina Clavadetscher, die für ihren Roman «Die Erfindung des Ungehorsams» mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde, entwirft in ihrem zweiteiligen Auftragswerk für das Schauspiel Bern «Bestien, wir Bestien» eine Welt in der Zukunft, in der Frauen...
Natürlich hat sich, seit ich vor fünfzehn Jahren angefangen habe, am Theater zu arbeiten, einiges im Bezug auf Machtstrukturen verändert. Die lautstarken öffentlichen Diskurse der letzten wenigen Jahre um Machtmissbrauch und auch die damit verbundenen personellen Konsequenzen – wenn es denn welche gab – haben zu einem überlegteren Umgangston am Theater geführt. Es...
