Hängst du noch oder springst du schon?
Wie anfangen? Wie anfangen, wenn die Angst, mit dem ersten Wort nicht gleich das richtige Wort zu finden, das Anfangen schwermacht? Was sagen, jetzt, da man einmal den Raum hat, sprechen zu dürfen und alle Scheinwerfer auf einen gerichtet sind? Wie ein neues Stück eröffnen, wenn man gerade ein äußerst erfolgreiches Debüt vorgelegt hat, das auch noch mit einem der wichtigsten Preise für Gegenwartsdramatik ausgezeichnet wurde, und nun alle gespannt darauf warten, wie es weitergeht?
Wie beginnen, wenn man nicht sicher ist, ob einem das Einfach-so-Loslegen auch tatsächlich zusteh
t? Wenn man keinen Anfang hat, «der einfach mal so da ist, der da einfach so selbstverständlich herumexistiert»? Und wie erklären, wie man hier hingekommen ist? Hier, an diesem Chandelier, an diesem Lüster, schon wieder an diesem Kronleuchter hängend.
Vielleicht am besten eine Trigger-Warnung an den Anfang stellen: Ewe Benbeneks neues Stück «Juices», ihr zweiter Theatertext nach dem vielfach ausgezeichneten «Tragödienbastard», hat enormes Ohrwurm-Potential. «One, two, three, one, two, three, drink ...»: Der Song «Chandelier» der australischen Sängerin Sia strukturiert das Stück, ist rhythmisches und ...
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Theater heute Jahrbuch 2022
Rubrik: Neue Stücke, Seite 144
von Christian Holtzhauer
I wanted a mission and for my sins they gave me one.» Das ist eines der beiden Zitate, die das Autor:innenduo Sokola/Spreter ihrem Stück «Farn Farn Away» vorangestellt hat. Wie Captain Willard aus «Apocalypse Now» haben die beiden Frauen Maura und Ich den Auftrag, sich in eine unwirtliche, nach-katastrophische Urwaldgegend weitab der Zivilisation zu begeben, um...
Ich habe das Theater immer sehr geliebt, und dennoch gehe ich fast nie mehr hin. Das ist ein Wandel, der mich selbst befremdet. Was ist geschehen? Wann ist es geschehen? Habe ich mich verändert? Oder das Theater? Liebe ich es nicht mehr, oder liebe ich es zu sehr?», fragt sich der ehemalige leidenschaftliche Theater -gänger Roland Barthes, als er sich, älter...
Im letzten Kunsterlebnis der Spielzeit fahren wir auf geliehenen Rädern dem Lyriker Stefan Wartenberg hinterher. Er führt uns an von hochsommerlicher Trockenheit gekennzeichnete Ecken im Chemiepark, rund um die Bahngleise und durch den Ortsteil Bitterfeld, um dort «Bergbaufolgelyrik» vorzulesen. Überall werden verschiedene Zeitschichten sichtbar: verblichene Verse...