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«Roma», ein Film von Alfonso Cuarón, und die Großzügigkeit der Wahrnehmung

Immer wieder sehen wir das ernste, ruhige, nachdenkende und schelmische Gesicht von Cleo, das so viele Gefühle bewegt, die wir nicht lesen können. Sie ist das Kindermädchen im Haushalt einer privilegierten weißen Familie der Mittelschicht, die im behüteten Stadtteil Roma in Mexico City lebt. Cleo ist Mestizin und kommt aus dem Dorf Oaxoca. Sie bedient zusammen mit einer anderen jungen Frau, die für das Kochen zuständig ist, die weiße Familie.

Die Mädchen flüstern und lachen in ihrer Sprache und entfalten eine andere Welt im Schatten der weißen Familie, die sich lauter, ausladender, dramatischer äußert. Eine sehr zärtliche, nicht hinterfragbare wechselseitige Liebe verbindet Cleo und die vier Kinder, die unschuldig rücksichtslos sind und von Cleo unschuldig hingebungsvoll verwöhnt werden. Die erste Einstellung zeigt Wasser, das auf einen gepflasterten Hof geschüttet und mit einem Besen verteilt wird, um den Hundekot, der den Hof bedeckt, zu entfernen. Er kommt aber immer wieder. In der Wasserpfütze spiegeln sich Wolken und ein Flugzeug. In einer zweiten Einstellung sehen wir die Dächer und Dachterrassen der Stadt, das Reich der Freiheit der Kinder, die dort spielen, und der ...

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Theater heute Jahrbuch 2019
Rubrik: Künstler Positionen, Seite 54
von Stefanie Carp

Vergriffen
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