Jet-Set bei der Arbeit

Gintersdorfer/Klaßen «Betrügen»

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Nicht, dass wir die Vielfalt männlicher Ausdrucksformen bisher unterschätzt hätten: Hochfrequentiges Beckenkreisen, unterhalt­same Muskelspiele am Waschbrettbauch oder auch die Präsentation irisierender Boxershorts gehören zum gern gesehenen Basisrepertoire auf Theaterbühnen. Den Macho-Posen-Katalog für Fortgeschrittene allerdings, den Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen in ihrer jüngsten Produktion «Betrügen» auf dieses Grund­vokabular aufsatteln, muss man neidlos als Innovationsschub anerkennen.

Selten jedenfalls gelang es Bühnenakteuren, noch aus so sexappealunverdächtigen Verrichtungen wie dem Ablecken der eigenen Schuhsohlen eine knallige Testosteronparty herauszuholen.

Der Machismo steht Franck Edmond Yao und Gotta Depri, den beiden Tänzern von der Elfenbeinküste, wirklich gut – und deutlich besser als dem als männliches Aschenbrödel hinzu gecasteten deutschen Akteur Hauke Heumann. Black-Power-Erotik trifft blässliche Verspanntheit inklusive mittelschwerer Geschlechterrollenverunsicherung mit Hang zur ironischen Kompensation? Damit hier nicht etwa der Verdacht aufkommt, es könne sich um positiven Rassismus handeln, haben die selbst mit einem Modeschöpfer von der ...

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Theater heute Mai 2009
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Christine Wahl

Vergriffen
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