Internet-Theater: Im Bett mit Gob Squad
Zynisch. Vor etwas über einem Jahr verabschiedeten sich Gob Squad mit «I Love You, Goodbye (The digital detox edition)» symbolisch vom Internet, ließen das Publikum im Düsseldorfer FFT eine Nacht lang spüren, wie es ist, auf ständige Erreichbarkeit zu verzichten, auf Internet, Handy und Apps. Erkenntnis: Es ist durchaus eine Herausforderung, Gemeinschaft auf nichtdigitalem Weg zu organisieren.
Angesichts geschlossener Kulturinstitutionen im Zuge der Corona-Pandemie aber organisieren Theater Gemeinschaft nur noch digital, praktisch alle relevanten Häuser verlagerten ihre Aktivität ins Netz, mal mit netzspezifischen Innovationen, mal mit abgefilmten Aufführungen, mal ermüdend, mal innovativ, aber immer begeistert vom Neuen. Nur von Gob Squad: nichts.
Dabei hätte man eigentlich erwartet, dass die Bedingungen des Internet-Theaters der deutsch-britischen Gruppe entgegenkommen würden. Gob Squad haben schon mehrfach mit abwesenden Performer*innen experimentiert, oft tauchen bei ihnen Screen-Ästhetiken auf, und eine Netzaffinität traut man den Endvierzigerinnen durchaus zu. Aber: Ein wichtiger Aspekt ihres Theaters war immer die Zusammenkunft; auch bei Stücken ohne Performer*innen auf ...
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Theater heute August/September 2020
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Falk Schreiber
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