Anspruch auf Teilhabe

Das bedingungslose Grundeinkommen, für das die Publizistin und Aktivistin Adrienne Goehler in ihrem jüngsten Sammelband wirbt, wirft auch in der Corona-Krise einige Fragen auf. Ein Rezensionsessay

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Es ist ein Glücksfall für Adrienne Goehler, die Herausgeberin dieses Buches, dass das bedingungslose Grundeinkommen in der derzeitigen ökonomischen Situation wieder mehr diskutiert wird. Dabei hat Goehler auch sonst nie Scheu gezeigt, über Dinge zu sprechen, die gerade nicht auf der Tagesordnung stehen, und häufig wählt sie dabei einen Ansatz, den andere etwas schräg finden. Grenzüberschreitungen, «Verflüssigungen», wie sie selbst gern sagt (es ist auch der Titel eines ihrer früheren Bücher), sind ihr Element.

Goehler setzt gern Sachverhalte aus unterschiedlichen Disziplinen zueinander in Beziehung und mag experimentelles, unabgeschlossenes Denken.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist eines ihrer Dauerthemen; sie hat schon zwei Bücher darüber verfasst, eines davon zusammen mit Götz Werner, dem Eigentümer der Drogeriemarktkette dm. Im Gegensatz zu den meisten, die über das Thema schreiben, geht Goehler nicht primär vom Ökonomischen aus, sondern wählt einen kulturgesellschaft­lichen Blickwinkel. Das Milieu kennt sie gut, sie war Präsidentin der Hochschule für bildende Künste in Hamburg sowie Kultur- und Wissenschaftssenatorin in Berlin unter Klaus Wowereit. Die prekäre Lage von ...

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Theater heute August/September 2020
Rubrik: Gesellschaft, Seite 60
von Ilja Braun

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