Im Liebesknochen war Gift
Wenn man sich das deutsche Kino als ein Wirtschaftssystem vorstellt, mit verschiedenen Branchen, dann wäre der Regisseur Andreas Kleinert ein Vertreter der Schwerindustrie; Verhüttung, schweres Gerät und hohe Temperaturen.
Seine Filme handeln von Außenseitern, die ihr Außenseitertum mit aller Macht behaupten: Der Wendeverlierer Walter etwa, den Hilmar Thate in Kleinerts tiefschwarzweißem Film «Wege in die Nacht» von 1999 spielt, kotzt die Erfahrung, nicht mehr gebraucht zu werden, der neuen Zeit höchst larmoyant vor ihre blankpolierten Fassaden.
Und natürlich war Walter Direktor eines Bergbaukombinats.
Für seinen neuen Film hat Kleinert nun den Industriezweig gewechselt. «Freischwimmer» spielt zwar in einem beschaulichen Erzgebirgsdorf, aber von rußigem Bergbau keine Spur: Satt leuchten die Farben, der Tourismus blüht, wenn man der unkonventionell gewandeten Reisegruppe Glauben schenken darf, und ansonsten dominiert der Einzelhandel.
Anita Bartsch (Dagmar Manzel) betreibt eine Apotheke, der namenlose Bäcker versorgt Jung und Alt mit Eclairs, auch Liebesknochen genannt, und irgendwo dazwischen liegt das Problem: Der beste Schwimmer der örtlichen Schule und zugleich der Freund der ...
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