Gegenkritik
Die Frage ist: Wie deutlich muss man werden? Seit Jahren läuft zwischen Theatermachern und -kritikern immer dasselbe Spiel: Die Regisseure inszenieren so drastisch wie möglich, die Rezensenten werfen ihnen Plattheit vor, und am Ende heißt es immer, man solle den Zuschauer doch nicht für dumm erklären, er würde das auch so verstehen.
Nun kann man sich auf den Standpunkt stellen, das Verhältnis von Deutung und Deutlichkeit sei durch die gewohnheitsmäßige Überdosis der Theatermittel inzwischen gründlich verdorben.
Schwierig wird es nur, wenn wie im Fall von Stephan Kimmig ein Regisseur nicht auf theatralische Knalleffekte und platte Aktualisierung setzt, sondern beharrlich an der Vergegenwärtigung einer Geschichte durch ihre Figuren arbeitet.
So geschehen unlängst bei «Endstation Sehnsucht» von Tennessee Williams am Thalia Theater, in einem Bühnenbild von Katja Haß, das wie eine überdimensionale Notunterkunft wirkt, Zeltplanen statt Wände. Für Kimmig war von Anfang an klar, dass die Männerfiguren dieses 1947 geschriebenen Stückes massiv unter dem Eindruck des Krieges stehen. Um Stanley Kowalski und seinen Kumpel Mitch zu verstehen, muss man sie als Kriegsheimkehrer lesen – genau so ...
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