Im Durchhaltedrama

Forced Entertainment packt an mit «Under Bright Light», uraufgeführt bei Pact Zollverein in Essen

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Mit dem Arbeiten ist es ungefähr so. Man tut dies oder jenes, in der Hoffnung, etwas würde danach besser sein als zuvor. Man nimmt ungeordnete Gedanken, schreibt sie auf und hofft, der Sinn möge sich einstellen; nimmt rohe Dinge und hofft, gekocht mögen sie schmecken, trägt Zeug von A nach B und hofft, dort möge es richtig sein. Denn dann wäre alles prima. Fast. Nur kommt dann ein neuer Tag voller Unordnung und Rohheit. Die ganze Sisyphos-Nummer geht von vorne los, heute wieder, morgen wieder, übermorgen aber so was von wieder.

 

Auf die mentalen und physischen Zumutungen eines (Arbeits-)Lebens im Dauer-Loop antworten die britischen Freie-Szene-All-Stars von Forced Entertainment mit der gefühlt längsten Metapher der Welt: 80 Minuten lang tragen die sechs Performer:innen in der Uraufführung von «Under Bright Light» wortlos Gegenstände von A nach B. Nicht mehr und nicht weniger. Als Bühne dient ein Quadrat aus grasgrüner Auslege -ware, hinten ein weißer Sichtschutz, oben das titelgebende Licht. 

Fokussiert wirken die sechs, in ihren blaugrauen Overalls. Sie verziehen keine Miene, wenn der Pappkarton, den eine:r von ihnen eben von vorne nach hinten getragen hat, umgehend von eine:r ...

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Theater heute Mai 2022
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Cornelia Fiedler

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