Alle Augen auf

Wiebke Mollenhauer ist seit 2019 am Schauspielhaus Zürich, wenn sie nicht Hunde in aller Welt rettet. Wie Selbstlosigkeit sonst geht, kann man von ihr auch auf der Bühne lernen

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Der Pfauen, der traditionelle Theaterraum des Schauspielhaus Zürich, liegt am Heimplatz. Aber der gehört dem Verkehr, nicht den Passanten – korrekter wäre Heimkreuzung. Nach der Vorstellung steht man eng auf dem Trottoir an der Straße, wie der Bürgersteig auch in der Schweiz heißt. Und nach vier Stunden hat man schon einmal Bedarf zum Rumstehen, so lange ging die Uraufführung von Necati Öziris Nibelungen-Korrektur in der Regie von Christopher Rüping (vgl. TH 3/22).

Auch den Künstler:innen kann man so kaum aus dem Weg gehen, wie es sich als Kritiker nach einer Vorstellung empfiehlt, weil man seine noch ungeordneten Eindrücke nicht von Freundlichkeiten in Ordnung bringen lassen möchte, zum einen. Zum andern, weil es viele Schauspieler:innen nervt, wenn sie jemand direkt im Anschluss beim Runterkommen zutextet. 

In Zürich steht man sich aber nun auf den Füßen, und dann ist sie plötzlich da, die Schauspielerin Wiebke Mollenhauer. An der Leine zieht ein Hund, sie schaut einen wie auf der Bühne an, mit diesem offenen Blick, der immer ein Gegenüber sucht. Kaum jemand schaut die Kolleg:innen so aufmerksam an beim Spielen. Und bei Regisseur Christopher Rüping, mit dem sie eine lange ...

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Theater heute Mai 2022
Rubrik: Akteure, Seite 48
von Tobi Müller

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