Hannover: Aus der Mackerschmiede
Was ist dieser Tartuffe für einer? Ein Sektenguru, der einen Vater seiner Familie entfremdet, indem er gottgefällige Gebote ausspricht. Vielleicht sogar die Inkarnation eines ziemlich trendigen asketischen Zeitgeistes: gegen Rauchen, Trinken, Laisser-faire. Und hintenrum natürlich durch und durch verlogen. Wie die meisten Reinheitsapostel.
Bei Martin Laberenz in Hannover ist er zunächst einmal der Gegenstand eines Sprachspiels.
Lisa Natalie Arnold als Dienstmädchen Dorine kaut und krächzt und trällert und zungenkullert den Namen «Tartüüüüffe» minutenlang an der Rampe hin und her. Es wirkt, als solle mit diesen Vokal-Etüden Raum für einen möglichst vielstimmigen, vielschichtigen Zugang zum Molièreschen Protagonisten geschaffen werden. Aber gefehlt.
Das Haus des Bürgers Orgon, der sich dem Wanderprediger Tartuffe an den Hals geworfen hat und ihm bald auch Tochter und Besitz vermachen will, ist in Hannover ein hoch aufragender goldener Rundvorhang (Bühne: Volker Hintermeier). Eine Show-Kathedrale. Herein rollt ein alter Mercedes Benz und rutscht gleich mal auf die Stufen, die von der Tortenbühne hinab führen. Die paar Kratzer an seinem Benz dürften Herrn Orgon allerdings kaum den ...
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Theater heute Juni 2017
Rubrik: Chronik, Seite 57
von Christian Rakow
The Artist is present» hieß die mehrere hundert Stunden dauernde Performance, mit der Marina Abramovic 2010 halb New York ins MOMA lockte. Doch nicht nur dort, an einem Tisch und auf zwei Stühlen, wo sich die Künstlerin und wechselnde Besucher*innen vor Publikum und Kameras gegenübersaßen und in die Augen blickten, war Abramovic anwesend: Auch in Werbespots...
Gewissen gegen Gesetz, der Einzelne gegen den Staat - das sind die Kernthemen von Sophokles’ «Antigone». Einen anderen Schwerpunkt wählt Anna Bergmann in Karlsruhe: Sie setzt an bei der alptraumhaften Familienhistorie der Protagonistin (Antigone und ihre drei Geschwister entstammen dem Inzest zwischen Ödipus und seiner Mutter) und rückt die blutige Vorgeschichte...
Die Textgrundlage für die hier abgedruckte Tragödie «Niemand» von Ödön von Horváth ist ein
hektographiertes Typoskript, das der Berliner Verlag «Die Schmiede» 1924 als Bühnenmanuskript hergestellt hat.
Das Typoskript, das sich im Besitz der Wienbibliothek im Rathaus befindet (ZPH 1666), ist der
einzige bekannte Textzeuge dieses Werks.
Der vorliegende Abdruck von...