Hamburg: Im Glaskasten der Diversität
Hannah (Carlotta Freyer) hat verstanden, wie der Hase läuft. «Du denkst, du hörst die Nachrichten», erklärt sie, «aber was du hörst, ist ein Echo!» Wir sind gefangen in Filterblasen, in denen die eigene Meinung wieder und wieder bestätigt wird, bis wir glauben, eine allgemein gültige Position zu hören. Bühnenbildnerin Katja Eichbaum hat für diese Echokammer ein hübsches Bild gefunden: einen aquariumartigen Tunnel zwischen den Zuschauerrängen, in dem praktisch die gesamte Performance von Schorsch Kameruns «Katastrophenstimmung» stattfindet.
Und wenn doch einmal außerhalb des Glaskastens agiert wird, bekommt man das per Videoeinspielung mit, vom Vorplatz des Hamburger Schauspielhauses etwa oder aus dem Foyer des Malersaals. Der Ausbruch aus dem Schauspielhauskeller gelingt so zwar, der aus den Datenströmen nicht.
Spätestens als diese Datenströme Hannahs Leben sabotieren, wird klar, dass wir uns in einem repressiven System befinden: «Ich habe im Netz nach günstigen Grippemitteln gesucht, und daraus wurde geschlossen, dass ich ein schwaches Immunsystem habe.» Und mit schwachem Immunsystem kommt man nicht weiter im Job, klar. «Katastrophenstimmung» ist eine nur minimal vom Heute ...
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Theater heute August/September 2017
Rubrik: Chronik, Seite 60
von Falk Schreiber
Aachen, Grenzlandtheater
21.9. Highsmith, Der talentierte Mr. Ripley
R. Catharina Fillers
28.9. Hübner, Willkommen
R. N.N.
Aachen, Theater
21.9. Macmillan, Atmen
R. Stefan Herrmann
29.9. Goethe, Die Leiden des jungen Werther
R. Nick Hartnagel
30.9. nach Kästner, Fabian oder Der Gang vor die Hunde
R. Christian von Treskow
Altenburg/Gera, TPT
29.9. nach Baum, Menschen im...
Ein Sonntagmorgen im thüringischen Altenburg ist nicht unbedingt das, was ein Reisebüro als besonderes Erlebnis anpreisen würde. Der riesige, architektonisch einzigartige Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden und der mächtigen roten Brüderkirche am Ende ist menschenleer. Über ihn poltert jetzt ein wie für eine Safari aufgemotzter Jeep mit aufheulendem Motor....
Das Publikum hat sich zur angekündigten Uhrzeit in der Halle eingefunden und harrt der Dinge. Doch vom «performativen Programm», das hier stattfinden soll, ist weit und breit keine Spur. Nach zehn Minuten wendet sich schließlich eine Frau – anscheinend eine der Künstlerinnen – an die Wartenden. «Are you looking for the performance?», fragt sie freundlich und weist...