Halle: Nerd auf Abwegen
Streng blickt der junge Tschaikowsky vom großen Poster auf das Bett von Jannik, gespielt im Fatsuit von Alexander Pensel, der sich gerade zu einer Rachmaninov-Suite einen runterholt – natürlich um dann punktgenau von seiner Mutter (Petra Ehlert) dabei gestört zu werden. Jugend ist ein Stahlbad, besonders wenn man gleichzeitig schwul, dick und eben ein Klassik-Nerd ist.
So zumindest die Sicht von Jannik, der in Berlin ein privates Gymnasium besucht und mit seinem einzigen Freund Tai bald zu einem Abenteuer im Berliner Großstadtdschungel aufbricht – oder vielmehr einbricht in eines der edelsanierten Hochhäuser an der Leipziger Straße. Dort wohnt ihr Schuldirektor, und der wird von den beiden mächtig malträtiert – natürlich für einen guten Zweck, was aber erst später langsam sichtbar wird.
Die Vorlage für «Nackt über Berlin» liefert der gleichnamige Debütroman des Filmemachers Axel Ranisch («Dicke Mädchen»/«Ich fühl’ mich Disco»). Seine Uraufführung im Neuen Schauspiel Halle in der Regie von Henriette Hörnigk ist Teil des Premierenreigens auf der Raumbühne «Babylon» von Sebastian Hannak. Bühne und Zuschauerraum werden zu den Ruinen einer modernen Stadt nach der Apokalypse. Der ...
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Vor noch nicht einmal zehn Jahren schien Brasilien in eine rosige Zukunft zu sehen. Luiz Inácio Lula da Silva, der als Gewerkschaftsführer und Mitbegründer der Arbeiterpartei PT nach dem Ende der Militärdiktatur seit 1989 sozialistischer Kandidat bei allen Präsidentschaftswahlen gewesen war, hatte 2002 und 2006 diese Wahlen mit Rekordergebnissen von jeweils 61...
«Man will doch nicht von einem Gerät umgebracht werden», poltert Peter Anders. Er muss es wissen, der Mann hat gedient. Sätze wie dieser, die schon in sich so komisch widersprüchlich sind, dass man sich wundert, dass am Ende der Punkt hält, gehen beim Lesen des erklärfreudigen Kampfroboter-Kammerspiels «Im Schatten kalter Sterne» von Christoph Nußbaumeder fast...
Die Jubiläumshymnen sind gesungen, der Sekt ist geflossen, das Konfetti nach der großen Gala auf der Berliner HAU2-Bühne zusammengefegt worden: Zeit, sich nach den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des vielleicht erfolgreichsten Gießener Performancekollektivs noch einmal in das zu diesem Anlass erschienene Buch zu vertiefen. «Sich selbst fremd werden»...