Großstadttraurigkeit
Schon der Titel spendet wenig Trost. Er umarmt nicht, gibt keinen Halt, leitet nicht hinein in Emotionen, Identitäten, Welt. Stattdessen: Draufsicht. «3.31.93». Mehr nicht. Ein Zahlencode vielleicht, ein Datum möglicherweise, vor allem aber eine mathematische Formel für die Dramenkonstruktion: drei Teile mit jeweils 31 Szenen. Macht zusammen 93 Augenblicke. Fast einhundert Momente, in denen der schwedische Dramatiker Lars Norén insgesamt 25 Figuren aufeinandertreffen lässt.
Figuren, von denen wir zunächst wenig mehr erfahren als Geschlecht und Alter, manchmal einen Namen, oft nur einen Anfangsbuchstaben, durchsortiert wie das Alphabet und doch genauso zufällig benannt.
In kurzen Szenen begegnen sie sich. Die Sprache, die Norén ihnen dabei gönnt, ist knapp und reduziert. Ihre Sätze sind kurz, es wird nur das Nötigste gesagt. Oder eben nur das, was sich sagen lässt. Denn oft ist es gerade das Ungesagte und das Unsagbare, das aus Noréns kurz skizzierten Figuren spricht. Wir spüren ihre Sehnsüchte, ihre Hoffnungen und ihr Mühen, das eigene Leben zu einem guten zu machen. Und sehen in Noréns Szenen gleichzeitig doch vor allem das Fehlende, die Folgen eines Scheiterns oder das Ergebnis ...
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Theater heute Jahrbuch 2015
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 188
von Thomas Laue
Ausgerechnet eine TV-Serie (wenn auch nicht die schlechteste!) inspirierte Noah Haidle 2008 zu einem wahren Mammutprojekt: «Ich sah die Fernsehserie ‹24› und wollte so etwas auf die Bühne bringen. Heraus kam ein Zyklus von Stücken, den ich ‹Local Time› nannte», sagte Haidle. Zwölf jeweils zweistündige, thematisch lose miteinander verbundene Zweiakter sollten 24...
Wir, die Gruppe George Kaplan, haben ein empfindliches Gemüt. Unsere Zeit hängt uns zum Hals raus. Seit langem schon sind wir nur noch Gespenster unserer Existenz, Fahnenflüchtige, die durch ihre Rückzugsgebiete geistern. Wie durchsichtig wir uns selbst und der Welt erscheinen, erstaunt nur noch die Unaufmerksamsten unter uns.»
«George Kaplan» ist eine ebenso...
A
Miguel del Arco
Helena – Plädoyer für eine Schlampe
(Theater Biel Solothurn)
Ayad Akhtar
Geächtet (Disgraced)
(Schauspielhaus Hamburg)
Mattias Andersson
Acts of Goodness
(Theater Radebeul Landesbühnen Sachsen)
B
Alexandra Badea
Zersplittert (Schauspielhaus Graz)
Brigitte Buc
Hundswetter (Komödie am Kurfürstendamm)
C
Pamela Carter
Was wir wissen (Theater...