Gefangen in Gewalt
Lessings «Nathan der Weise» ist ein be - merkenswertes Stück und seine utopische Botschaft, die vom Glauben an das Gute im Menschen getragen wird, großartig und hehr. Bloß ist diese 1783 uraufgeführte Toleranz- und Humanitätsdichtung heute in ihrer ursprünglichen Gestalt nicht mehr ohne Weiteres spielbar. Vor allem wegen ihres Happy-Ends, das die drei monotheistischen Weltreligionen sinnbildlich sich versöhnt in die Arme fallen lässt, was angesichts der Geschichte und unserer eigenen Pulverfass-Gegenwart heute reichlich naiv wirkt.
Weswegen es immer wieder bearbeitende Rettungsversuche gibt.
Das Mannheimer Nationaltheater, das sich in der Schauspiel-Intendanz von Christian Holtzhauer zum politischen und Diversität reflektierenden Raum entwickelt hat, beauftragte jetzt Nuran David Calis mit einer neuen «Nathan»-Rettung.
Sozialdrama und Krimi
Calis überträgt als Überschreiber und Regisseur die «Nathan»-Welt in unsere, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen. In der Interimsspielstätte «Altes Kino Franklin» verlegt er die Handlung von Jerusalem nach Berlin. Als verblassende Folie scheint die «Nathan»-Welt immer wieder auf. Sie ist aber um ein Vielfaches komplexer geworden.
Das Original ...
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Theater heute Februar 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Verena Großkreutz
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