Fragen der nicht mehr reinen Kunst
Dann also doch. Am 34. Tag des Kriegs gegen die Ukraine hat Anna Netreb -ko von ihrem Hamburger Medienanwalt ein Statement veröffentlichen lassen, in dem sie immerhin den Krieg in der Ukraine als solchen benannt und verurteilt hat. Sie strebe mit ihrer Kunst «nur Frieden und Einigkeit an» und sei auch nicht mit «irgendeinem Führer Russlands verbunden». Nun ist Wladimir Putin, mit dem sie ihren 50.
Geburtstag im Kreml gefeiert hat, nicht irgendein Führer Russlands, und Oleg Zarjow, russischer Separatistenführer in Donez und Luhansk, mit dem sie vor Jahren für ein Foto posierte, ist auch nicht unbedingt für Frieden und Einigkeit bekannt. Ob ihre Stellungnahme ausreicht, um die Netrebko und ihren «makellosen Sopran, den vollen Klang, die frei strömende Höhe» («Süddeutsche Zeitung») im internationalen Klassikbetrieb wieder hof -fähig zu machen? Viele Veranstalter haben Netrebko-Auftritte storniert.
Im Bayerischen Kultusministerium hatte man ein ähnliches Problem. Über die Gespräche mit dem Direktor des Bayerischen Staatsballetts verlautete erst einmal gar nichts, dann trat Igor Zelensky, zuletzt krankgeschrieben, plötzlich wegen «privater Familienan -gelegenheiten» zurück. Er war ...
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Theater heute Mai 2022
Rubrik: Foyer, Seite 1
von Eva Behrendt, Franz Wille
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Karin Henkel inszeniert «Richard The Kid & The King», Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Es gibt Inszenierungen, die laut darum betteln, zum Theatertreffen eingeladen zu werden. Meist sind das Abende an Metropolenhäusern, mit großem (und teurem) Bühnenbild, stark (und gerne mit Gästen) besetzt, mit einer Regiehandschrift, die einerseits...
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