Erden und lüften

Die Autorin und Übersetzerin Maren Kames federt Autofiktionales mit einem Haken schlagenden Gefährten ab: «Hasenprosa»

Theater heute - Logo

Der Hase ist von Anfang an da. Das Ich, das von sich und vom ihm erzählt, staunt und berichtet. Ab geht es durch das Dach, hoch in die Luft. Dann auf das Feld. Die beiden, das Ich und der Hase, sind in einem Leihwagen namens Hollywood als Traumfabrik unterwegs.

Die Prosa schlägt Haken, gibt zunächst keine eindeutigen Angaben zu ihrem Wirklichkeitsstatus durch. Ist das alles geträumt, könnte sein, aber dann werden auch Träume als Träume erzählt und sogar brav durchnummeriert.

Der Hase malt dem Ich unlesbare Zeichen ins Buch: «Ich betrachtete das eingehend und dachte sachte vor mich hin. Im Universum war es still.»

So unkonventionell geht es hinein in diesen Roman, der sich erst einmal Sprüngen, Assoziationen, einer aus störrischen Wörtern in wechselnden Bildern zusammen- und gleich wieder auseinandergebauten Fantasie überlässt. Dann kommen aber Dinge dazu, die einem durchaus realer erscheinen, die Ma, die Großmutter, sie mischen sich unter die Hasenprosa, als Erinnerungen dieses Ichs, das auch über Songzeilen und Friederike-Mayröcker-Zitate und Fotos verfügt und diese mit den sprachgeborenen Eigenheiten verfugt.

Der Hase ist erst voll da, irgendwo entsprungen, und dann ist er ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Bücher, Seite 39
von Ekkehard Knörer

Weitere Beiträge
Der demütige Punk

Es geht um Wahrheit. Quote ist was für Loser», sagt Rainald Goetz in «wrong», genauer in einem Interview mit Christoph Amend aus dem «Zeit-Magazin», das in diesem Sammelband abgedruckt ist. Damit liegt er natürlich komplett falsch, und das wusste er auch, als er es 2010 sagte. Im digitalen Zustand des Kapitalismus fällt eine Bastion der Wahrheit nach der anderen...

Was das Leben so einschenkt

In einer rabenschwarzen Nacht hämmert eine hochschwangere Frau an die Türen einer Klinik, die direkt aus der mörderischen US-Thriller-Serie «Ratched» stammen könnte: Wer hier landet, der ist in schlechten Händen. Man sucht Hilfe und findet bloß Sadismus. Sibylle Bergs Roman «Toto oder Vielen Dank für das Leben» (2012) berichtet maximal zynisch von der...

Logos und Sprache

Zum Auftakt drei irritierende Erlebnisse: Nach einer Inszenierung der «Perser» in Epidauros 2020 fiel – erstens – der Regisseur Dimitris Lignadis im Applaus vor der in vorderer Reihe sitzenden Kulturministerin auf die Knie und küsste ein Miniatur-Modell des Parthenon. Die Inszenierung war in der Deutung des Textes so nationalistisch, dass sie Aischylos’Mah -nung...