«Ein Festival des Selbstmitleids»

Erst hat die Interviewerin keine Stimme, dann ist Weihnachten, schließlich fährt die Dramatikerin in den Skiurlaub. Kein Grund zur Klage: Ein Mail-Gespräch mit der Theater­autorin Felicia Zeller über ihr neuestes Stück

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Eva Behrendt Ihr neues Stück «Zweite allgemeine Verunsicherung» hieß zunächst «Iwanow reloaded» ...
Zeller Der erste Arbeitstitel ist häufig der passendste Titel. Während der Arbeit am Text entstehen oft weitere in diesem Moment äußerst plausible Titel. Dieses Stück hieß zum Beispiel einige Monate «Bestes adaptiertes Drehbuch», dann «Iwanow mühsam reloaded».

Jetzt heißt es «Zweite allgemeine Verunsicherung», ein Titel, der auch dem Schauspiel Frankfurt, wo Johanna Wehner die Uraufführung inszeniert, griffig vorkommt, vielleicht weil «Verunsicherung» gut neben das Wort «Terror» passt.


EB Als Kind der 80er bin ich mit «Zweite allgemeine Verunsicherung» hochzufrieden. Was gab den Anstoß für das Stück? Tschechow?
Zeller Ein Kommentar von Tschechow über Iwanow, in dem er versucht, «all das zu summieren, was bisher über die jammernden und melancholischen Menschen geschrieben worden ist». «Und diesem Schreiben mit meinem Iwanow ein Ende zu setzen ...» Ich wollte einen Text schreiben, in dem der Schreibende oder in dem Fall die Schreibende darüber klagt, dass «Iwanow» bereits geschrieben ist, also Klage über die zu Ende gebrachte Klage führt. Daher auch der erste Arbeitstitel «Iwanow ...

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Theater heute Februar 2016
Rubrik: Akteure, Seite 32
von Eva Behrendt

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