Dösen in der Höhle
Kleine Produktion, große Wirkung: Wenn's nach dem Echo in den Feuilletons und dem Diskussionsfuror im «nachtkritik»-Forum geht, dann scheint Stefan Ottenis Handke/Han-Adaption die größte Hervorbringung des Karlsruher Schauspiels in bislang eineinhalb Spielzeiten von Peter Spuhlers Intendanz zu sein. Freilich: Wer einen Sloterdijk-Buchtitel («Du musst dein Leben ändern») als Motto über gleich fünf Spielzeiten stellt und dezidiert eine Reihe mit «philosophischem Theater» ankündigt, hat die Köder entsprechend ausgelegt.
Zumal wenn es um einen so euphorisch aufgenommenen Text geht wie den 2010 erschienenen Essay «Müdigkeitgesellschaft» des koreanischen Philosophen Byung-Chul Han (der dank mehrjähriger Tätigkeit an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung zudem lokale Anbindung bietet). Eine von dessen zentralen Thesen lautet: Von der Disziplinargesellschaft und ihrem Postulat «Du sollst» haben wir uns zur Leistungsgesellschaft entwickelt. Aus deren Postulat «Du kannst» folgt die Selbstausbeutung in heutigen Arbeitsverhältnissen. Und beim «Nicht-Mehr-Können-Können» gerät das selbstausbeutende Ich in eine «Allein-Müdigkeit», die sich in Depression und Burn-out äußert. Wenn so ein Text im ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Juni 2013
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Andreas Jüttner
Vor dem Thalia Theater toben die Vorbereitungen des Evangelischen Kirchentags. Aufgekratzte Christen spazieren durch die Hamburger Innenstadt, hoffnungsfroh, sicher im Glauben. Im Thalia hingegen ist nichts sicher. Da wird Glaube verworfen, neu aufgerollt, in Fanatismus gewendet und vor allem umfassend diskutiert: Als letzte große Premiere der Spielzeit inszeniert...
Besser hätte man es auch nicht inszenieren können, um die Geschichte richtig rund zu machen: Der Sieger des zehnten Körber Studios Junge Regie im Thalia Theater in der Gaußstraße heißt «Der souveräne Mensch», startet als Lecture Performance und landet hinter raumhohen schwarzen Samtvorhängen. Und es sind die Angewandten Theaterwissenschaftler aus Gießen, die ihn...
Jetzt wissen wir es: Reclam-Heftchen zählen doch mehr als Street-Credibility. Nori Gahl gehört zu den Nutten, denen «es» nix ausmacht und die ihr Herz trotzdem am rechten Fleck haben. Außerdem träumt sie von der Insel (mit Schafen). Dorthin will sie (darum geht’s in «Schafinsel») nicht mit Toni, ihrem Macker, Verprügler und Zuhälter, sondern mit Henning, dem...
