Stehpult und Samtvorhang
Besser hätte man es auch nicht inszenieren können, um die Geschichte richtig rund zu machen: Der Sieger des zehnten Körber Studios Junge Regie im Thalia Theater in der Gaußstraße heißt «Der souveräne Mensch», startet als Lecture Performance und landet hinter raumhohen schwarzen Samtvorhängen. Und es sind die Angewandten Theaterwissenschaftler aus Gießen, die ihn vollziehen, diesen versöhnlichen Spagat vom Diskurs zur Poesie.
Als die Dozentin für Theaterwissenschaft der Universität Hamburg, Barbara Müller-Wesemann, vor zehn Jahren in Kooperation mit dem Thalia Theater und finanziert von der Hamburger Körber Stiftung das Studio Junge Regie als Plattform und Wettbewerb für den Regienachwuchs ins Leben rief, löste der Wunsch, zu den sieben damals eingeladenen Regie-Instituten auch das Gießener Institut für Angewandte Theaterwissenschaft zu zählen, noch nacktes Entsetzen bei den anderen Regieschulen aus: Postdramatisches Theater? Keine Rollen, keine Einfühlung, kein Als-ob? Studenten, die ihre eigenen Texte performten, Laien auf die Bühne stellten oder Schnipsel aus den Modephilosophien des Jahrzehnts zusammenmontierten? Gießen-Absolvent René Pollesch war da zwar schon seit ein paar ...
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Theater heute Juni 2013
Rubrik: Magazin: Regienachwuchs, Seite 67
von Barbara Burckhardt
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