Die kontrollierte Extremistin
Eva Behrendt Lassen Sie uns über die Möglichkeiten von Autorschaft als Schauspielerin sprechen! Als Sie Anfang der 1990er Jahre nach Berlin an die Ernst Busch Hochschule kamen – war damals davon schon die Rede?
Ursina Lardi Nein, in der Ausbildung war das kein Thema, und auch ich habe mir erst später Gedanken darüber gemacht. Vielleicht sprechen wir lieber gleich über konkrete Beispiele, da ich mich auch in der Arbeit vor allem mit konkreten Fragen beschäftige. Schließlich entscheiden die konkreten Lösungen darüber, wie gut ein Theaterabend wird.
In Milo Raus «Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs» etwa war ich bei allen Interviews dabei, die wir im Vorfeld mit NGO-Mitarbeitern geführt haben, sowohl hier als auch in Griechenland und im Kongo, teilweise habe ich sie auch alleine geführt. Milo hat auch mich interviewt ...
EB … weil Sie selbst vor Ihrem Studium Mitarbeiterin einer NGO waren?
Lardi Ja, ich war anderthalb Jahre für eine NGO in Bolivien, daher kenne ich diese Welt der «Hilfsindustrie» sehr gut. Auch von meinen Erfahrungen ist einiges in die Spielfassung eingeflossen, wenn auch so, dass der Ursprung nicht mehr kenntlich ist. Nach diesen Recherche-Phasen wurde ...
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