Blutiges Dämmern
Die mobile Drehbühne rotiert. Man kennt dieses mächtige Stillstands-Karussell schon aus Thorleifur Örn Arnarssons Hannoverscher Shakespeare-Auseinandersetzung: Anfang 2017 hatte Daniel Nerlich das riesige Ding zum Höhepunkt von Arnarssons «Hamlet»-Inszenierung ins Zentrum der Bühne geschleppt, und da dreht sie sich heute noch, mittlerweile als Kampfschauplatz von Macbeths schottischen Truppen gegen die Norweger, eine langsame, stetige Bewegung durch eine Welt aus Brüllen, Kämpfen, Schlachten.
Der isländische Regisseur mit Arbeitsschwerpunkt Deutschland kommt immer wieder auf Shakespeare zurück, sei es mit «Romeo und Julia» 2009 in St. Gallen, «König Lear» 2011 in Konstanz oder «Othello» 2016 in Dresden. Seinen Hannoverschen «Hamlet» hatte er als «Kampf des Einzelnen gegen ein System, das in unserem Fall die Inszenierung war», angelegt, wie Arnarsson das damalige Regiekonzept im Programmheft seiner aktuellen «Macbeth»-Inszenierung beschreibt. Dieser «Macbeth» ist nun eben der Kontrapunkt zu «Hamlet», der auch mit dem eindrucksvollen Bühnenbild Börkur Jonssons an die damalige Inszenierung anschließt. Das zu bekämpfende System hat sich allerdings so verflüchtigt wie die ...
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Und dann sagt doch nach zehn Stunden tatsächlich einer: «Ich könnte jetzt noch endlos hier sitzen ...» Unersättlich oder wahnsinnig, fanatisch oder gelähmt, fasziniert oder geblendet? Auf jeden Fall: Es ist gewöhnungsbedürftig, sich an einem Sonntag mittags ins Theater zu begeben, das man erst gegen Mitternacht wieder verlassen wird. Wir leben nicht mehr im alten...
«Man will doch nicht von einem Gerät umgebracht werden», poltert Peter Anders. Er muss es wissen, der Mann hat gedient. Sätze wie dieser, die schon in sich so komisch widersprüchlich sind, dass man sich wundert, dass am Ende der Punkt hält, gehen beim Lesen des erklärfreudigen Kampfroboter-Kammerspiels «Im Schatten kalter Sterne» von Christoph Nußbaumeder fast...
Donald Trump hat auch sein Gutes. Ohne ihn als Inspirationsquelle hätte Stephen Greenblatt, wie er im Nachwort bekundet, nie sein neues Buch geschrieben. «Der Tyrann», eine «Machtkunde für das 21. Jahrhundert» ist ein Close Reading von Shakespeares Macht&Herrscher-Stücken, den Königsdramen und Tragödien der «Rosenkriege», den Usurpatoren-Biografien von Macbeth und...