Die Erlkönigin
Eine Zumutung
Es war an einem warmen Sommerabend, und die Lage war aussichtslos. Ich steckte fest. Mitten in der zweitgrößten Halle Kampnagels (…), und ich dachte: Amelie, was mutet ihr uns zu mit diesem Gastpiel der Burg? Knapp zwei Stunden lang saß ich da, dachte über ungeschriebene Artikel, unkorrigierte Bachelorarbeiten und unbeantwortete Mails nach, und dann, ganz allmählich, passierte es, je länger es dauerte, je mehr.
Sie kriegten mich, ich ging mit, ich staunte, und während um mich herum die Reihen leerer wurden und ich mit Fremdscham die Gehenden beobachtete, stieg meine Bewunderung: Für das Festival, für die Dramaturgie, für Matthias von Hartz, für Amelie.
Vor allem aber für das Nature Theatre of Oklahoma, das mich mit «Life and Times 1», der ersten Arbeit, die ich von der Gruppe zu sehen bekam, an diesem Abend und seither immer neu für sich gewonnen hatte: Was für eine kluge Lösung der unmöglichen Aufgabe, am Ort der Uraufführung von «Cosi fan tutte», am Wiener Burgtheater, eine Oper auf die Bühne zu bringen. Ein 16-stündiges Telefonat über die 32 Jahre eines sehr durchschnittlichen bürgerlichen amerikanischen Lebens, mit durchweg etwas eigen anmutenden Performer:innen ...
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Theater heute 7 2022
Rubrik: Akteure, Seite 34
von Nikolaus Müller-Schöll
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