Der Wüstling als Leerstelle

Stuttgart, Schauspielhaus: Achim Freyer überführt Molières «Don Juan» in kurioses Bildertheater

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Ob spanisch als Don Juan oder italienisch als Don Giovanni: Der Wüstling mit den überstarken Triebimpulsen, die er uneingeschränkt in Sex und Gewalt umsetzen darf, ist eine der präsentesten Gestalten in den europäischen Künsten – ob es sich dabei um Dichtung, bildende Kunst oder Musik handelt. Am bekanntesten geworden ist der maßlose Macho, der auch als furchtloser Atheist und rebellischer Anarchist gehandelt wird, durch Molières Komödie «Don Juan» und Mozarts Oper «Don Giovanni».

 

Molières «Don Juan», 1665 in Paris uraufgeführt, wurde jetzt am Stuttgarter Schauspiel als erste Premiere nach dem Kulturlockdown gezeigt. Man hatte die Produktion in Achim Freyers Hände gelegt. Überraschung: Don Juan wird nicht von einem Menschen aus Fleisch und Blut gespielt, sondern hängt als überlebensgroße Marionette an Fäden und schlenkert und zuckelt stets auf der Stelle – zusammengezimmert aus Holzlatten und Stoffresten, drüber schwebt ein großer Federhut. Gelegentlich klappt die Gliederpuppe in sich zusammen, um dann wieder aufgezogen zu werden. Einmal tritt sie den Konkurrenten weg, einmal schwingt sie ein Leuchtschwert. 

Keine Überraschung: Wie viele Schauspielinszenierungen Freyers, die in ...

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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 23
von Verena Großkreutz

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