LÄRM. BLINDES SEHEN. BLINDE SEHEN!
1.
Hören Sie mir beim Nachreden zu. Ich kann mir nichts erklären, was nicht andre schon erklärt haben. Ich kann kein Verhalten zeigen, aus dem man etwas erkennen könnte. Sie werden nie entscheiden können, was ich ursprünglich geschöpft, erfahren, errungen habe und was abgeschrieben und nachgeredet ist. Ich drehe das Licht an, schlage die Zeitung auf und schreibe sie ab. Ich schaue in diese elektronische Seite und lasse mich von Partikeln treffen, die schnell sind wie das Licht oder fast so schnell. Kommt drauf an.
Wenn Sie sich einen Beschleuniger bauen wollen, den Bausatz dazu können Sie sich schicken lassen, dann kommt das schon fast hin. Dann erreicht das Wasserstoff-Atom mit seinem guten positiven Kern namens Proteus, nein, Proton und dem eher negativ gesinnten flinken Elektron, das es sich auch unter den Nagel gerissen hat, das Atom, und das es krampfhaft festhält, damit es ihm nicht unter der Hand explodiert, weil das Elektrische, nein, das Elektron doch so schnell um den Atomkern kreist, daß es nicht mehr weiß, von wo es ausgegangen ist, ich weiß ja auch nicht, wann ich zuletzt mit meiner Risiko-Wandergruppe ausgegangen bin, also dieses Elektron schafft dann 99,9 % der ...
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Theater heute August/September 2021
Rubrik: Das Stück, Seite 65
von Elfriede Jelinek
Die fettige Langhaarperücke über der hohen Stirn, die Gänge mit freiem Oberkörper in ausgeleierten Shorts, das maulige Muss-wohl-auch-mal-ne-Jeans-Drüberziehen, wenn’s denn sein soll, diese ganze durchweg herabgedimmte Haltung, mit der Joachim Meyerhoff mal hier, mal dort auf der Bühne lungert, da weiß man, selbst wenn man den Roman noch nicht gelesen hat: Wird...
Es ist ein Fake, der Unterdrückungsgeschichte gemacht hat: das Hymen, auch «Jungfernhäutchen». Teresa Vittucci, gehüllt in einen neonorange leuchtenden Hauch von Nichts, widmet der lügenumwobenen vaginalen Korona eine schlagfertige Tanz- und Lecture-Performance: «Hate me, tender. Solo for Future Feminism» ist eine von nur drei Produktionen innerhalb des...
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