Der schlimmste Tag seit dem Holocaust
Ich schreibe diese Zeilen am 10. Tag nach dem unfassbaren Blutbad um den Gazastreifen vom 7. Oktober. Alle Theater sind jetzt geschlossen. Zwei wichtige Premieren zum Saisonstart wurden auf ungewisse Zeit verschoben. Schauspieler wurden einberufen, und die Leute in Tel Aviv pferchen sich abends lieber in ihre geschützten Räume, denn das ist die Lieblingszeit der Hamas, um Tel Aviv mit Raketen zu beschießen. Mein Büro inmitten unseres Stockwerks liegt glücklicherweise ausgerechnet in so einem Schutzraum. Mir droht eher unterwegs Gefahr, auf der Heimfahrt.
Aber auch da sind die Sicherheitsmaßnahmen im Fall des Alarms längst Routine: Das Auto langsam an die Straßenseite fahren, mich möglichst weit weg davon hinlegen, den Kopf mit den Armen bedecken, zehn Minuten nach dem Abfangknall, der ungefähr anderthalb Minuten nach dem Alarmsignal ertönt, einfach weiterfahren.
Andere Kollegen haben mehr durchgemacht. Yahav Wiener und Shaylee Atary, ein Schauspielerpaar, lebte im Kibbuz Kfar-Aza. Am unheilvollen Samstag um 7 Uhr früh hörten sie Geschrei auf Aarabisch auf der Straße neben dem Schutzraum, in den sie sich mit ihrem einmonatigen Baby nach dem allgemeinen Alarm begeben hatten. Eine ...
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Theater heute November 2023
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Avishai Milstein
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