Der gesellschaftspolitische Auftrag
Theater heute Über der Berliner Kultur- und Theaterszene hängt seit Mitte des Jahres die dunkle Wolke massiver Etatkürzungen, wobei sich die regierende CDU/SPD-Koalition und vor allem Kultursenator Joe Chialo eher in diffusen Andeutungen ergehen. Nur noch einmal zum Stand der Information Mitte November: Was an konkreten Kürzungen ist den Berliner Theatern, darunter Privattheater in GmbH-Rechtsform wie den Sophiensaelen oder einem kameralistischen Regiebetrieb wie dem Deutschen Theater denn bis dato mitgeteilt worden? Was wissen Sie genau darüber, was ab 1.
Januar auf Sie zukommt?
Jens Hillje Wir wissen nichts Belastbares. Das ist eine Situation, die wir so noch nicht kennen: Man erfährt nichts Verlässliches, auf welcher Grundlage man in ein paar Wochen arbeiten soll.
Iris Laufenberg Bei uns sieht es ähnlich aus. Wir haben eine bereits bestehende Haushaltssperre und wissen, dass darüber hinaus ab 1. Januar für das Wirtschaftsjahr 2025 10 Prozent gespart werden sollen und dann noch einmal eine ähnliche Summe im Jahr darauf. Das ist eine eher abstrakte Forderung, die sich in dieser Weise auch nicht umsetzen lassen wird. Wir haben natürlich deutlich gemacht, dass alle Verträge fürs nächste Jahr bereits geschlossen wurden und wir einen hohen Anteil an fixen Kosten mit Gehältern, Mieten und weiteren Ausgaben haben, die nicht kurzfristig abbaubar sind. Bei uns kommt hinzu, dass wir seit einem Jahr mit und an einem Defizit arbeiten, das das DT aus der Vorgängerintendanz übernommen hat. Deshalb wurde schon jede Abteilung, jede Position, jede Alternative – z.B. weniger Neuproduktionen, befristete Verträge und Renteneintritte überprüfen, Vermietungen, Kartenpreise – auf ihr mögliches Spar- oder Einnahmepotenzial durchgesehen. So ein Check erfordert viel Zeit und Aufwand, wir haben das bereits rund sechs Monate lang auf Grund unserer hausinternen Krise getan. Dabei haben wir an allen Schrauben und Schräubchen gedreht, sind auch durchaus auf Sparmöglichkeiten gestoßen, die wir bereits umsetzen, aber mit denen wir nicht annähernd auf die genannten 10 Prozent kommen.
TH Also eigentlich ist das Deutsche Theater auf Kürzungsdebatten optimal vorbereitet!
Laufenberg Absolut, nur wissen wir natürlich auch genau, was nicht geht, wenn man den künstlerischen Betrieb nennenswert aufrechterhalten will. Es geht schneller, als man vielleicht vermutet, ein Haus auch dieser Größe kaputt zu sparen.
Hillje Unsere Situation als relativ kleines Haus, zumal als privates Theater und Mieter in einem privaten Gebäude, sieht ein bisschen anders aus: Wir wären durch eine solche Kürzung unmittelbar in unserer Existenz gefährdet. Wir sind eine GmbH und bei Zahlungsverzug in unmittelbarer Insolvenzgefahr, was eben auch für die Miete gilt. Wenn wir die nicht rechtzeitig überweisen, fliegen wir raus, und damit wäre auch das kulturhistorisch wichtige Gebäude für die Stadt für immer verloren. Das hat also noch eine ganz andere Dimension als bei einem Landesbetrieb. Nun sind wir nur eines von 14 konzeptgeförderten kleineren Häusern in Berlin – wie beispielsweise Ballhaus Ost, Ballhaus Naunynstraße, Neuköllner Oper, Heimathafen Neukölln, Theater Thikwa und andere –, die alle zusammen etwa die gleiche Summe an Zuschüssen bekommen wie das Gorki Theater. Diese konzeptionsgeförderten Häuser sind ein besonderes Berliner Modell, und bei uns sind diese Sparforderungen des Senats noch unkonkreter als bei den großen Häusern. Einige haben 10 Prozent genannt bekommen, uns selbst wurde noch keine konkrete Zahl genannt, und wir wüssten nicht einmal, auf was genau. Auf unsere alte Zuwendungssumme, die die Mieterhöhung noch nicht berücksichtig hat, oder auf die per Parlamentsbeschluss aufgestockte Zuwendung für das künstlerische Programm? Worauf würde sich eine prozentuale Kürzung beziehen? Das klingt jetzt ein bisschen detailverliebt, aber für uns ist das entscheidend. Sparen ist eine unendlich kleinteilige und zeitintensive Arbeit. Was dagegen gerade in Berlin droht, ist eher Kahlschlag und Vor-die-Wand-fahren.
Laufenberg Es gibt keine erkennbaren Strategien und keine kommunizierten konkreten Ziele. Will man weniger künstlerische Angebote, will man andere Verteilungen, will man andere Schwerpunkte? Da kommt gerade rein gar nichts aus der Berliner Politik. Und die diffuse Vorgabe «10 Prozent bei allen» ruiniert die Freie Szene und die kleineren Häuser total und verhindert bei den großen die Neuproduktionen. Dann würden uns aber auch wieder Einnahmen fehlen – also auch keine gute Rechnung. Insgesamt ist es diese Konzeptlosigkeit – wo stehen wir, wohin wollen wir? –, die gerade so bestürzt. Es geht nicht um Verweigerung in unserem Protest, aber ein Austausch und ein gemeinsames Erarbeiten auf Augenhöhe fehlt komplett. Warum?
TH Finden zwischen den Häusern und dem Senat Einzelgespräche statt oder treffen Sie sich in der Gruppe?
Hillje Für uns gab es ein Treffen im Rahmen der 14 kleinen Häuser mit dem Kultursenator – auf unseren Wunsch! Unser Eindruck ist, dass sich bei Joe Chialo mittlerweile doch der Eindruck durchsetzt, dass er für die Kultur in Berlin kämpfen muss, auch mit dem Finanzsenator und dem Regierenden Bürgermeister. Vorher klang Chialo manchmal nach einem Sanierer, der aus der Wirtschaft kommt. Jedenfalls sind wir auf seinen Einsatz für uns dringend angewiesen.
TH Bisher sieht es eher danach aus, als ob der Kultursenator das Kämpfen den Bühnen und Kulturveranstaltern überlässt.
Hillje Wir haben jedenfalls Schritt für Schritt eine Mobilisierung mit gemeinsamen Maßnahmen geschafft, von der Petition des Bühnenvereins bis zu Aktionstagen, um Öffentlichkeit herzustellen. Übrigens in einer Solidarität zwischen den Institutionen, die in dieser Form neu ist.
TH Noch einmal zur mangelnden Kommunikation zwischen Bühnen und Senat. Die Sophiensaele wie übrigens auch die Schaubühne oder das Berliner Ensemble sind Privattheater, also wirtschaftlich eigenständige Einheiten, die in gewissen Grenzen schalten und walten können, wie sie wollen. Aber das Deutsche Theater ist wie die Staatsoper und einige andere große Bühnen eine Anstalt des Landes Berlin, was bedeutet, dass ihre Geschäftsführer nicht ohne ständige Rückkoppelung mit der Senatsverwaltung agieren können. Was für eine Form von Dialog findet da denn tagtäglich jetzt statt?
Laufenberg Bei uns am Deutschen Theater gilt das noch viel mehr, weil wir wegen der schon erwähnten Durchleuchtung unserer Finanzen seit über einem halben Jahr ständigen Kontakt haben. Auf der Arbeitsebene dort wissen die Mitarbeiter:innen, wie es um das Theater bestellt ist, auch wo es Versäumnisse gab – auf beiden Seiten. Aber was die Sparmaßnahmen betrifft, weiß man dort auch nicht mehr. Joe Chialo hat sich auch medial wirksam bei uns allen für den Aktionstag gegen die Kürzungen bedankt. Wir haben uns auch an die Abgeordneten gewandt, aber bisher ist alles unklar und auch ein zeitlicher Horizont bisher offen – der 1. Januar 2025 ist aber sozusagen morgen.
TH Joe Chialo hat ja eine sehr freundliche Art, alle zu umarmen. Aber vielleicht erwürgt er sie damit auch gerade.
Hillje Wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, was der Regierende Bürgermeister Kai Wegner für diese Stadt will. Als Klaus Wowereit und sein Finanzsenator Thilo Sarrazin in den Nuller Jahren sparen mussten, war das wirklich hart, aber es war ein berechenbarer Konsolidierungskurs über eine Strecke von zehn Jahren. Man wusste, was das Ziel ist. Das ist jetzt gerade nicht mehr der Fall – sondern es herrscht eine zerstörerische Schocktherapie ohne Perspektive. Und dabei lächeln uns alle freundlich an und umarmen uns.
TH Welche Konsequenzen drohen denn für die Berliner Kulturlandschaft über die einzelnen Bühnen hinaus?
Hillje Es droht, viel verloren zu gehen, was in den letzten 30 Jahren aufgebaut wurde: Der Zusammenhang der kleinen Häuser mit einzelnen Künstler:innen und Gruppen der Freien Szene, die über Jahre entwickelte, international vernetzte und anerkannte Tanzszene, die verschiedenen Festivals, die im Lauf der Zeit entstanden sind – das ist jetzt alles in Frage gestellt. Wir brauchen dringend Klarheiten, werden aber von Woche zu Woche vertröstet.
TH Was sagen die Künstler:innen der Freien Szene dazu, die ja von allen am Unmittelbarsten betroffen sind?
Hillje Sie verlieren das Vertrauen in die Förderstrukturen und deren politische Grundlage. Wie gewünscht sind sie in dieser Stadt? Daran gibt es inzwischen große Zweifel, also schauen sich viele um. Zum Beispiel nach Hamburg, wo Kulturpolitik verlässlich funktioniert. Es ist inzwischen ein alltägliches Gespräch: Wo könnte, wo sollte man hingehen?
TH Der Hamburger Kultursenator heißt Carsten Broda (SPD) und ist im Nebenjob Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Er kennt die Bedürfnisse und Planungshorizonte von Theatern.
Hillje Man kann auch nach Nordrhein-Westfalen schauen, wo konsolidierend gespart wird, auch ein CDU-regiertes Land. Es hängt nicht von der Parteipolitik ab, wie verantwortlich mit Kürzungsdruck umgegangen wird. Für Berlin fallen diese Vergleiche fatal aus. Man gibt hier gerade viel Terrain preis und droht, ins Provinzielle zurückzufallen.
TH Wenn man nun Joe Chialos und Kai Wegners eigentliche Hausaufgaben stellvertretend übernehmen wollte, was würden Sie tun? Wenn man sieht, dass der Berliner Haushalt überzogen ist, Sparrunden unausweichlich sind, wie soll man vorgehen?
Hillje Die Rasenmäher-Methode – zehn Prozent für alle – ist eben nicht gerecht, sondern wäre das Todesurteil für die finanziell Schwächsten. Man müsste zuerst eine Strategie festlegen, was man von der Kultur will und was nicht, und dann jene Dinge, die man nicht will, benennen. Der ehemalige Kultursenator Roloff-Momin hat das Schillertheater geschlossen und dafür die Volksbühne erhalten …
TH … das hat erstmal nicht viel gespart, weil sich die Abwicklungskosten über weit mehr als ein Jahrzehnt hingezogen haben …
Hillje … eben: Sparen dauert Jahre. Man braucht beim Sparen realistische Zeiträume, die all denen, die man erhalten will, Zeit lassen, sich anzupassen. Man muss wissen, um welche Summen es geht, braucht Zeit, um sich vorzubereiten und um es umzusetzen. Wir prüfen derzeit sehr genau, wo wir noch effizienter sein können oder wo wir noch Einnahmen generieren können, z.B. durch Vermietung.
Laufenberg Man darf auch nicht unterschätzen, was Kunst und Kultur gesellschaftlich leisten. Neben dem Wirtschaftsfaktor, der sie für eine Stadt wie Berlin eben auch noch sind. Wir haben in den letzten zehn Jahren viel an Jugendarbeit geleistet, viel Teilhabe ermöglicht, viel an basaler soziokultureller Arbeit übernommen, die die Bildungseinrichtungen und die Schulen nicht mehr leisten. Unsere Theaterpädagogik ist in meinem ersten Jahr am DT sehr gewachsen, und eine demokratische Gesellschaft braucht genau solche Formate für ihre Zukunft! Unser Klassenzimmerstück «Sonne und Beton» boomt wie verrückt – aber natürlich sind das Dinge, die bei harten Sparrunden dann auf den Prüfstand kommen und womöglich nicht überleben. Denn klar kostet die Sparte «DT Jung*» Geld! Neben DT Jung* haben wir im vergangenen Jahr DT Kontext erfunden und aufgebaut. Dieses inhaltlich begleitende Rahmenprogramm hat fast 7000 Menschen zu uns ins Haus gebracht, auch unabhängig von einem konkreten Vorstellungsbesuch, oft als Erstkontakt mit dem Theater. Vorträge und Diskussionen mit Richard C. Schneider, ein Trash-TV-Salon-Format mit Anja Rützel – um zwei Namen zu nennen, die die Bandbreite der Veranstaltungen verdeutlichen –, Lesungen, Konzerte, inhaltlich an die Themen in unseren Spielplan geknüpft: Damit machen wir einen viel größeren Radius auf an gesellschaftspolitisch interessanten und wichtigen Themen. Und das ist wichtig!
Hillje Das gehört genau zu der Aufbauarbeit der letzten 30 Jahre: neues Publikum aufbauen, den eigenen Komfortbereich verlassen und in Orte und Communities reingehen, die gerne von der Hochkultur ausgeschlossen werden. Das ist ein gesellschaftspolitischer Auftrag, den wir neben unserem künstlerischen Kernauftrag in den letzten Jahren verstärkt wahrnehmen.
Laufenberg Eigentlich heißt Joe Chialos Ressort: «Senatsverwaltung für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt». Genau das, was wir tun!
TH Wobei man den künstlerischen Kernauftrag auch nicht unterschätzen sollte.
Laufenberg Gerade auch da muss man an die Zukunft denken. Sollen wir nur noch das spielen, was die Leute heute gerade sehen wollen und was auf eine Art und Weise gefällig und nicht kritisch ist? Oder wollen wir auch an ein neues Publikum denken, Künstler:innen, die heute noch niemand oder nur wenige kennen? Wollen wir gesellschaftspolitische und aktuelle Themen ins Zentrum rücken, miteinander dazu diskutieren, vielleicht auch streiten, und uns vor allem austauschen? Auch das muss Theater leisten – in Zeiten wie diesen mehr denn je!
Hillje Künstler:innen zu entwickeln ist seit jeher ein Kernthema der Freien Szene. Man denke an Sasha Waltz oder Florentina Holzinger, die beide einmal unter anderem in den Sophiensaelen angefangen haben und heute deutlich größere Häuser in der Stadt retten. Wobei es in der Freien Szene ein aufeinander eingespieltes Ökosystem gibt, weil z.B. die Sophiensaele nur einen sehr kleinen eigenen künstlerischen Produktionsetat haben, aber viele Arbeiten zeigen von Künstler:innen, die ihre eigene Förderung, ihre eigenen Mittel mitbringen. All das ist derzeit gefährdet. Die Entscheidungen der einschlägigen Gremien und Jurys dürfen derzeit auch nicht mehr mitgeteilt werden, weil niemand weiß, ob diese Juryentscheidungen finanziell auch umgesetzt werden.
TH Das Deutsche Theater erwischt die Spardebatte ausgerechnet in der schwierigen Phase des neuen Intendanzstarts, wenn man neue Künstler:innen aufbaut.
Laufenberg Meiner Meinung nach sind alle Theater gleichermaßen betroffen, egal, ob es sich um einen Neustart oder eine langjährige Intendanz handelt. Meine Idee für das DT war schon immer ein Zusammenspiel von für Berlin neuen Künstler:innen und hier bereits etablierten Regiehandschriften. Beispielsweise ist Christopher Rüping mit zwei Inszenierungen wieder da und wird für die nächste Spielzeit eine Neuinszenierung realisieren.
TH Es ist ein eigentlich kunstfernes Argument, aber Kunst und Kultur sind in Berlin auch ein Wirtschaftsfaktor.
Hillje Allerdings, und kein ganz kleiner: Der Kulturbereich stellt über acht Prozent der Beschäftigten im Land Berlin, jeder Euro Kulturzuschuss generiert fünf Euro Umwegrentabilität für Berlin, mehr als die Hälfte der Touristen kommen wegen des Berliner Kulturangebots – auch das gehört in die Rechnung von Kürzungsdebatten, die ihre Konsequenzen nicht absehen. Auch das ist wichtig für ein integriertes Verständnis von Gesellschaft und Wirtschaft. Wir könnten auch über Stadtentwicklung reden: Warum ist die südliche Friedrichstraße tot und die nördliche lebendig? Vielleicht, weil es im Umkreis am oberen Ende drei, vier wichtige Bühnen und zwei Opernhäuser gibt?
TH Wie geht man in der derzeitigen Situation mit den eigenen Angestellten und Mitarbeiter:innen um, die ja Angst um ihre Jobs und Existenz haben müssen?
Hillje Alle sind sehr geduldig und solidarisch und versuchen, Panik zu vermeiden. Aber natürlich ist die Angst da, wie es weitergeht. Wir versuchen in der Leitung, möglichst sachlich und transparent mit der Situation umzugehen, und alle gehen einen ziemlich weiten Weg von Unsicherheit mit – was ich wirklich bewundernswert finde. Wovon wir nicht gesprochen haben, sind die freien Künstler:innen. An den erwähnten 14 kleinen Bühnen der Konzeptionsförderung hängen mittelbar 2000 bis 3000 freischaffende Künstler:innen. Sie sind als Allererste betroffen. Um sie mache ich mir noch mehr Sorgen. Laufenberg Was bleibt denn von Deutschland, was bleibt denn von Berlin, wenn diese einmalige Kulturlandschaft wegbricht? Die Regisseurin Theresa Thomasberger sagte in einem Gespräch für unser Magazin Folgendes, und ich stimme ihr absolut zu: «Streichen wir aus der deutschen Biografie die Dichter und Denker, was bleibt denn dann außer Nazis, Rüstungs- und Automobilbranche? Wenn wir die Kultur, die selbst eine Industrie ist, streichen, dann bleiben Lohnarbeit, der Horror des Privaten und Fußball.» – Auch ich weigere mich zu glauben, dass das den Menschen wirklich reicht.
Das Gespräch führten Eva Behrendt und Franz Wille
IRIS LAUFENBERG, geboren 1966 in Köln, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen. Sie war künstlerische Leiterin des Festivals Bonner Biennale und des Theatertreffens der Berliner Festspiele, wo sie vor allem den Stückemarkt ausbaute. Nach Intendanzen am Konzert Theater Bern und am Schauspielhaus Graz ist sie seit der Spielzeit 2023/24 Intendantin des Deutschen Theaters Berlin; JENS HILLJE, geboren 1968, studierte Kulturwissenschaften u.a. in Hildesheim und gründete 1996 zusammen mit Thomas Ostermeier die Baracke des DT Berlin. Er war Chefdramaturg an der Schaubühne und künstlerischer Co-Leiter am Maxim Gorki Theater; zwischendurch unternahm er Abstecher in die Freie Szene. Seit 2023 teilt er sich mit Andrea Niederbuchner die künstlerische Leitung und Geschäftsführung der Sophiensaele Berlin
Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Akteure, Seite 24
von Eva Behrendt und Franz Wille
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