DAS LICHT IM KASTEN

(STRASSE? STADT? NICHT MIT MIR!) ("unempfindlichen Staub mißhandle ich, tobend vor Unsinn!") © Aufführungsrechte Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2016

Theater heute - Logo

Also, ich weiß jetzt gar nichts mehr, am liebsten ließe ich nur Plüschtiere, also Schauspielerinnen und Schauspieler als Plüschtiere auftreten, aber nie werde ich das bekommen! Das wollte ich für mein letztes Stück haben, ich finde nicht, daß das zuviel verlangt ist. Ich will es, ich will es. Aber Sie wollen mit Sicherheit was andres, bloß werden Sie Sicherheit dadurch nicht gewinnen. Also, wer auch immer, na und?:

Ich habe gehört, es gibt jetzt eine Satzung im Gesetz, daß man Orgien feiern muß.

Es geht nicht, daß man auf den Bergen herumschwärmt oder einfach nur glücklich ist, es geht nicht, daß man sein Leben führt, an der Hand (weil es immer wieder weg möchte von einem?), es geht nicht, daß man gar nichts macht. Es zieht und zerrt an einem. Man muß sich hinaufschwingen, wir haben ein Gesetz, und das heißt Orgie. Wir haben ein Gesetz, und nach dem heißt es Genuß, obwohl das manchmal viel Arbeit macht. Und meist machen dann andre die Arbeit. Und sie machen sich auch Arbeit mit uns. Niemand muß mehr sterben, weil wir alle leben dürfen. Weil wir es wollen, wie wir da sitzen, auf dem Schoß der Zeit, die uns jeden Moment runterschmeißen kann, weil sie selber ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute März 2017
Rubrik: Stück, Seite 99
von Elfriede Jelinek

Weitere Beiträge
«Gehen wir essen!»

Würde man das griechische Theater der Gegenwart als «Hamlet» spielen, dann wären Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris die ideale Besetzung für Rosenkranz und Güldenstern. Denn die beiden jungen bärtigen Männer sind grundverschieden und sich doch sehr ähnlich, sie sind immer freundlich, fast immer unterwegs, haben meistens einen Plan und sind sich nie ganz sicher...

Zürich: Ohne Hosen

«Was es bald nicht mehr gibt: Dass man am Morgen nach einem wichtigen Ereignis zum Kiosk geht und zehn Zeitungen kauft», prophezeien die Schauspieler in Guy Krnetas Recherchestück «In Formation» in der Box des Zürcher Schiffbaus. Oder: «Dass alle das Gleiche gelesen haben, in der gleichen Zeitung, und alle überzeugt sind, vom Gleichen zu reden.» Kurzum: Man hat...

Niemand will es kommen sehen

Das Schmelzen des Eises lehrt, dass die Zeit unterschiedlich schnell vergehen kann. Lange steht Stéphane Laimés Eiswand, die trotz an ihr befestigtem Kruzifix und Erste-Hilfe-Kasten an die Glasfront eines altrussischen Wintergartens erinnert, kaum verändert auf der Zürcher Pfauenbühne. Möglich, dass das ein oder andere Eisquadrat transparenter wird oder das...