Das Ende einer Ära?

Die Wooster Group setzt Eugene O’Neills «The Emperor Jones» im Brooklyner St. Ann’s Warehouse als historisches Stimmenarchiv in Szene

Theater heute - Logo

Eigentlich sind Eugene O’Neill und die Wooster Group ein «match made in heaven», wie man im Amerikanischen sagt: Sie sind wie geschaffen für einander. O’Neill, Amerikas nobelpreisprämierte Antwort auf Ibsen und Strindberg, führte in den zwanziger Jahren die seriöse Theaterkunst auf den Broadway-Bühnen ein – und verlieh ihr mehr Glamour, als die dort sonst übliche Unterhaltungsware jemals ausstrahlen konnte. Ein ähnlicher Coup gelang später auch der Wooster Group.

Unter der künstlerischen Leitung von Elizabeth LeCompte und mit Darstellern wie Kate Valk oder Willem Dafoe inszenierte das Ensemble seit den frühen Achtzigern Klassikerbearbeitungen, die einmal und teilweise noch heute als Inbegriff des radical chic galten. Mit perfekten Sound- und Videoeffekten und intelligenten Bühnenexperimenten schufen sich die Woosters eine Theaternische, in der Avantgarde-Ästhetik und Hollywood-Glamour einander nicht ausschlossen.

Umso größer sind da natürlich die Erwartungen an eine O’Neill-Bearbeitung der Theatertruppe, wie sie kürzlich im jungen Brooklyner Spielort St. Ann’s Warehouse zu sehen war; und umso schwerer tun sich nostalgische Kritiker und Zuschauer damit, die Avantgardehelden von ihrem ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Juni 2006
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Daniel Schreiber

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ein Fall für die Bühne

Einar Schleef war ein Kerrrl, groß, stämmig, kompakt. Er prägte sich ein als eine kräftige Einheit, strahlend von Energie. Jeder Auftritt von ihm war eine Ankunft. In ihm hausten viele Kerle: ein Zeichner, ein Maler, ein Fotograf, ein Bühnenbildner, ein Kostümdesigner, ein Regisseur, ein Choreograf. Dazu: ein Musiker, ein Schreiber, ein Schriftsteller, ein Dichter....

Die goldene Garantie

 

Die Wirklichkeit, von der sich Richard Dresser zu seinem schlitzohrigen Stück aus dem Niedriglohnsektor, «Augusta», animieren ließ, ist schon vor ein paar Jahren von der amerikanischen Publizistin Barbara Ehrenreich im Selbstversuch durchwandert worden. 2001 erschien bei uns «Arbeit poor», ein Streifzug durch die Arbeitswelt des unteren Viertels der...

Polierte Oberfläche

Das Grauen hat viele Gesichter, und es hat viele Geschichten. Einige der wichtigsten hat Edgar Allen Poe aufgeschrieben. Er ist der Meister des subtilen Schreckens, der den Leser aus dem Hinterhalt mit Gänsehaut und undefinierbarem Unwohlsein überfällt. Ein Sprachkünstler, der in seinen kurzen Erzählungen so beiläufig wie beunruhigend kleine menschliche...