Das Castorpsche Gefühl
Die Zeit hat Hans Castorp und seinen Autor Thomas Mann im «Zauberberg» sehr beschäftigt, auch wenn beide mit ihren Überlegungen nicht weit kommen. Sie sei eine Bewegung, heißt es dort in wohlgesetzten Worten, aber was, wenn keine Bewegung wäre? Gäbe es dann auch keine Zeit? Und was heißt überhaupt ewig? Schließlich einigen sich Hauptfigur und Autor darauf, dass die Zeit schnell vergeht, wenn viel passiert, und schleicht, wenn nichts passiert.
Was in einem Schweizer Lungensanatorium in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg üblicherweise der Fall ist, wo die Zeit nur noch träge Blasen wirft. Und vielleicht genügt diese Erkenntnis auch bis heute als theoretischer Hintergrund.
Vor genau zehn Jahren, im November 2010, hat Sebastian Hartmann den Roman schon einmal inszeniert im damals so genannten Centraltheater Leipzig, dem Schauspielhaus: eine ordentlich kapitelweise «Zauberberg»-Besteigung, die sich chronologisch korrekt durch Hans Castorps siebenjährigen Aufenthalt im Davoser «Berghof» arbeitete, seine Beobachtungen und Begegnungen. Wie sich dem eher schlichten Hamburger Kaufmannssohn in der langen Weile der Blick auf die Debatten seiner Zeit öffnete, die Diskussionen zwischen dem ...
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Theater heute Januar 2021
Rubrik: Streams, Seite 6
von Franz Wille
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