Darf man über die Stasi lachen?

Ja, man darf. Und beigebracht hat das den Deutschen Thomas Brussig mit seinen «Helden wie wir».

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Am 7. Oktober 1995 hatte ich bei den Freiburger Literaturtagen eine Lesung aus «Helden wie wir». Ich las im vollbesetzten Rathaussaal gemeinsam mit Radek Knapp, Petra Morsbach, Robert Schindel, Burkhard Spinnen und anderen. Die Veranstaltungen, wie ich sie damals erlebte, folgten einem bestimmten Muster: Ich kam als völlig Unbekannter, als unbeschriebenes Blatt, doch nach den Lesungen wurde ich beachtet, gefeiert, hofiert – was ich umso heftiger erlebte, da ich diese Form von Aufmerksam­keit bis zum Herbst 95 weder kannte noch erwartet hatte.

Aus Freiburg reiste ich mit dem Nachtzug ab, um am kommenden Sonntagvormittag in Berlin die Matinee im Deutschen Theater mitzuerleben, bei der Dieter Mann aus «Helden wie wir» lesen sollte. Am DT von Dieter Mann gelesen zu werden – das war eine Art Ritterschlag.

 

Nach der Lesung holte mich der Dramaturg Hans Nadolny in sein Büro und eröffnete mir, dass man mehr mit diesem Buch machen müsse. Es soll auf die Bühne. Das DT brachte damals Gegenwart heraus, um jeden Preis, wie mir schien, auch um den der Qualität. «Karate Billy kehrt zurück» war so ein Stück, das vielleicht mangels Alternativen oft, auch am DT, gespielt wurde. Dann gab es eine ...

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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: 1989 – Glückliche Tage, Seite 32
von Thomas Brussig

Vergriffen
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