Berlin/Potsdam Deutsches Theater/Hans Otto Theater: Masken der Macht
Wenn Königin Elisabeth von England ihre Lage zusammenfasst – Akt IV, 10. Auftritt –, stülpt sich Julia Windischbauer im Deutschen Theater Berlin einen großen Pappmaché-Nachbau ihres Kopfes über und ringt mit beiden Armen. Alle Mächte Europas sind gegen sie, ihre Herrschaft ist nur auf wackeliger «Volksgunst» gebaut, und dann wäre da auch noch diese Maria Stuart, die ihren legitimen Thronanspruch in Frage stellt.
Und noch während Elisabeth/Windischbauer da steht wie eine jämmerliche Puppe ihrer selbst, unterschreibt sie schnell das Todesurteil über die Konkurrentin: «Ihr Haupt soll fallen, ich will Frieden haben.»
Selten hat der freiheitsbegeisterte Schiller das Dilemma selbst der Königsfreiheit schärfer eingegrenzt: «O der ist noch nicht König, der der Welt / Gefallen muss!» Regisseurin Anne Lenk zieht die Grenzen der Freiheit sogar noch ein bisschen enger. Gemeinsam mit Bühnenbildnerin Judith Oswald werden die Figuren des Stücks über- und nebeneinander in blutrote Kästchen gesperrt und gestapelt, ein symmetrisch arrangiertes, an der Rampe aufragendes Tetrisfeld der Macht mit unterschiedlich großen Bausteinen. In der Mitte das königliche Doppelkästchen für Elisabeth, darunter ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Januar 2021
Rubrik: Chronik, Seite 54
von Franz Wille
Madonnas drittes Studioalbum, das sie im März 1989 veröffentlichte, war ein Skandal – und ihr endgültiger Durchbruch als international gefeierter Popstar. Dabei verursachte nicht mal der titelgebende Song selbst, «Like a Prayer», eine Welle der Empörung in der katholischen Welt, sondern das dazugehörige Musikvideo: Mit einem schwarzen Negligé eher spärlich...
«Wir wissen nie, wann eine Geschichte beginnt», stellt Wahab einmal fest. Und eröffnet damit eine Spur, was Wajdi Mouawads «Im Herzen tickt eine Bombe» sein könnte: ein Text, der weniger etwas erzählt, sondern vom Geschichtenentwickeln selbst handelt. Das wäre eine Spur, aber sie interessiert Alice Zandwijk nicht bei der deutschsprachigen Erstaufführung des...
Stell dir vor, du hast es in einen Beruf geschafft, von dem man denken könnte, es sei der schönste Beruf der Welt, ein Beruf, der sich mit Freiheit beschäftigt – und dennoch: Das uneingelöste Schönheits-, Liebes- und Freiheitsversprechen, das dieser Beruf mit sich bringt, schnürt dir die Kehle derart zu, dass du dich fragst, warum du nur in diesen Beruf drängtest.
...
