Bad News x
Auf unserer Premierenparty von «Ödipus in der Giftfabrik. Eine kurze Geschichte des Artensterbens» in Magdeburg liefen wir wieder einem Apostel der FROHEN BOTSCHAFT in die Arme. Diesmal 1 Festivalkurator, der eine neue Arbeit von uns produzieren wollte: «Aber bitte, bitte diesmal was Positives!» Unsere Arbeit hatte ihm sehr gefallen, nur fand er sie zu negativ, zu ausweglos, zu tragisch.
Er erklärte uns, wir seien eben nicht die letzte Generation, wie schlecht gelaunte Zeitgenoss:innen behaupten, sondern die erste, die mit spannenden Aufgaben und besonderen Herausforderungen konfrontiert ist! Und das sei ja auch für das Theater interessant. Und ein bekannter Filmregisseur – zufällig dabei und auch berufener Apostel – sagte, man solle besser die Worte Klimawandel oder Artensterben gar nicht in den Mund nehmen, es klinge negativ und verärgere die Menschen.
Christian – im Osten sozialisiert – erinnerte das an die späte DDR: Da habe es auch die eine oder andere FDJ-Sekretär:in gegeben, die in den Verfallserscheinungen des realexistierenden Sozialismus eine Chance auf Erneuerung sehen wollte. Lynn – in der BRD sozialisiert – fand das einen unzulässigen Vergleich.
Trotzdem, die ...
LYNN T MUSIOL, aufgewachsen im Rheinland. lynn t’s Arbeiten beschäftigen sich mit der Verflechtung von Klasse und Begehren, lesbian histories und queerer Ökologie, die in der Praxis des queeren Formens zusammenfließen. Dey ist Mitgründer:in von les dramaturx. Am Schauspielhaus Hamburg zeigt lynn t musiol aktuell die performativ-diskursive Reihe BUCCI × ꒰(・ ‿ ・)꒱. CHRISTIAN TSCHIRNER, geboren 1969 in Lutherstadt Wittenberge, studierte nach einer Ausbildung im Leipziger Zoo Schauspiel an der Berliner Hochschule für Schauspiel Ernst Busch und war an verschiedenen Theatern engagiert. Seit 2009 Dramaturg am Schauspiel Hannover, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und an der Berliner Schaubühne. Autor zahlreicher Stücke unter dem Pseudonym Soeren Voima, Mitbegründer von les dramaturx
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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Lynn T Musiol und Christian Tschirner
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Hallo», heißt es oft zu Beginn der Aufführungen des Regisseurs Christopher Rüping von der Bühne ins Publikum, und ein Gespräch wie auf Augenhöhe scheint im Hier und Jetzt anzuheben, welches das Publikum erst nach und nach als kunstvoll um es herum gewobenen, geschickt an es adressierten und seine Einbeziehung nicht nur suggerierenden, sondern sanft erzwingenden...
Das namenlose Ich in Caroline Peters Debütroman «Ein anderes Leben» steht am Grab des Vaters, als die «weggesperrte» Erinnerung an ihre vor etlichen Jahren verstorbene Mutter sie überfällt. Wer war Hanna? Die Frau, die in den 1960er, 70er Jahren nacheinander ihre drei Heidelberger Studienkollegen heiratete? Die mit jedem eine Tochter bekommt und beim letzten, dem...