Ausstellung: Aus der Autowerkstatt des Dramatikers
Der Ast, der im Foyer des Theatermuseums von der Decke hängt, erinnert an die unkonventionelle Todesart, die den ungarisch-österreichischen Schriftsteller Ödön von Horváth am 1. Juni 1938 in Paris ereilte: Er wurde auf den Champs-Élysées von einem herabfallenden Ast erschlagen. Das hat den Ast so berühmt gemacht, dass er sogar in Josef Haders Kabarettprogramm «Privat» eine Rolle spielte; ein Ausschnitt daraus ist in der Ausstellung zu sehen.
Ökonomie, Erotik, Politik
Die von Nicole Streitler-Kastberger und Martin Vejvar, zwei Mitarbeitern der historisch-kritischen «Wiener Ausgabe sämtlicher Werke», kuratierte Horváth-Schau ist mit einem Zitat aus «Kasimir und Karoline» betitelt: «Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur». Die Ausstellung konzentriert sich auf drei von Horváths großen «Volksstücken», denen jeweils ein Raum gewidmet und ein thematischer Schwerpunkt zugewiesen ist: Ökonomie («Geschichten aus dem Wiener Wald«), Erotik («Kasimir und Karoline») und Politik («Italienische Nacht»). Zu sehen sind handschriftliche Entwürfe, Typoskriptseiten und Briefe von Horváth, Fotos und Videos, Zeitungsartikel, Programmzettel, Bühnenbild- und Kostümentwürfe und andere Objekte; ...
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Theater heute Juli 2018
Rubrik: Magazin, Seite 59
von Wolfgang Kralicek
Geschlagene zwei Stunden, wie er nicht müde wurde zu betonen, hat sich der international vielbeschäftigte Regisseur und NT-Gent-Intendant Milo Rau Zeit genommen, um im Bordbistro eines ICE auf dem Weg zur Kerr-Preisverleihung am letzten Tag des Theatertreffens eine Jahrhundertfrage zu beantworten: Was unterscheidet die Schauspielkunst des 21. Jahrhunderts von dem...
Am Anfang war der Schaumstoff. Acht Köpfe – große, kleine, eckige, breite, zerknautschte, tierische, humanoide – linsen hinten über die schräg nach vorn gekippte Spielfläche und skandieren Schöpfungssätze aus der Genesis. Zwischendurch gucken sie sich an, kommentieren das Gesagte, kichern zu den selbstgeklopften Grantlsprüchen wie Waldorf und Statler aus der...
Man wünscht sich Kategorien, wenn man über Künstler spricht. Man möchte sagen können: Der macht Musiktheater, performt, macht Aktionskunst. Man möchte sagen können: Der ist ein Mann, die ist eine Frau. Man möchte den Künstler irgendwie fassen. Und der erste große Stein, den einem Tucké Royale in den Weg legt, wenn man versucht, etwas über seine Kunst zu sagen, ist,...