Augsburg: Triggerforschung

Ivana Sajko «Bovary, ein Fall von Schwärmerei» (DEA)

Theater heute - Logo

Sie ist eine literarische Ikone des 19. Jahrhunderts. «Madame Bovary», die schmerzhaft unbefriedigte, kitschroman- und kaufsüchtige Landarztgattin, deren Tod aus Enttäuschung von Gustave Flaubert in so kalte, klare Worte gefasst wurde, dass einem beim Lesen das Blut in den Adern gefriert. Ein Roman, der in seiner literarischen Emanzipiertheit die Bühne nicht braucht, und doch aus dem Missverständnis heraus, solche Figuren existierten auch unabhängig von der Erzählung, immer wieder gern dramatisiert und inszeniert wird.

 

Die kroatische Autorin, Dramaturgin und Regisseurin Ivana Sajko ist sich dieses Zwiespalts durchaus bewusst und hält sich daher mit der Modernisierung einzelner Charaktere nicht auf. Stattdessen diagnostiziert sie ganz sachlich einen Fall von Schwärmerei anhand zeitlos-einschlägiger Symptome und wählt als Treibstoff für die Wunschmaschinen in ihrer Coverversion nicht die Literatur, sondern Popsongs wie David Bowies «Wild is the Wind». Aus dem Labyrinth von Seelenlagen, in das Sajko ihre Bovary schickt – «In mir ist Paris. In mir ist Berlin. In mir ist New York. Unendlich lange Straßen führen in mich hinein. (…) In mir hat niemand Lust, schlafen zu gehen», heißt es ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute April 2020
Rubrik: Chronik, Seite 52
von Silvia Stammen

Vergriffen
Weitere Beiträge
Daten (4/2020)

Aachen, Grenzlandtheater
9. Assous, Das Blaue vom Himmel

R. Fabian Goedecke 

Altenburg Gera, THeater
3. Lessing, Emilia Galotti

R. Caro Thum 

Augsburg, Theater
23. Stückenetwicklung, Iskhalo somlambo/Der Ruf des Wassers (U)

R. Dorothea Schroeder (Koproduktion mit Ukwanda Puppets & Designs Art Collective)
25. Ionesco, Die Nashörner
R. Susanne Lietzow 

Baden-Baden,...

Theater in Zeiten von Corona

Ich sitze in der letzten Maschine aus Teheran. So sieht es aus. Den Flughafen habe ich immer gehasst. Der Teheraner Flughafen IKA, weit entfernt von der Stadt in einer Wüstenlandschaft, hat nichts zu tun mit dem Teheran, das ich kenne, ist aber meine Verbindung in den Iran. Heute Nacht kriegt er von mir mehr Mitleid als Hass. Denn nun sitze ich neben vielen Iranern...

Neue Stücke · Aufführungen (4/2020)

Aufführungen 

Deutliche Frauenübermacht auf der Regiebank im April: Alize Zandwijk kämpft in Bremen gegen den Kapitalismus und für Brechts «Die Heilige Johanna der Schlachthöfe». 

Daniela Löffner zerlegt in Dresden mit Wedekinds «Lulu» männliche Geschlechterbilder. Susanne Wolff gibt in Frankfurt/M. Dea Lohers «Das Leben auf der Praca Roosevelt» einen neuen...