Aufstand der Empathischen
Düsseldorf, orange-blaue Herbstnachmittagsstimmung. Stephan Kimmig fällt keine andere Parkbank ein als die direkt hinter dem Schauspielhaus, nach der Probe ist es entweder spät abends oder er fährt zurück nach Berlin. Da hat er diesmal auch seine warme Jacke vergessen, deshalb unterhalten wir uns nach dem Foto dann doch im gewaltigen, frisch renovierten Düsseldorfer Schauspielhaus-Foyer. Kimmigs Premiere «Nibelungen. Kriemhilds Rache» von Friedrich Hebbel und Lea Ruckpaul, geplant am 17.12., ist – wie die meisten anderen – auf unbestimmte Zeit verschoben.
Dorothea Marcus Stephan Kimmig, leiden Sie unter der Pandemie?
Stephan Kimmig Corona ist für mich im Theaterkontext eher eine Frage der Logistik. Es entstehen riesige Staus, die Intendanten und Dramaturgen in Panik versetzen, Pläne funktionieren nicht mehr, Premieren werden geschoben, Vorstellungen verschwinden, weil man keine 30 Bühnenbilder auf einmal lagern kann. Eigentlich ist das die Hölle. Ich rechne damit, dass die Theater frühestens im März wieder öffnen. Das bringt mich gerade vor die seltsame Aufgabe, Endproben abzuhalten ohne Chaos und Adrenalin, das sonst auch Kräfte freisetzt.
Der normale Ablauf ist ja: So ziemlich ...
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Theater heute Januar 2021
Rubrik: Parkbank-Gespräche, Seite 28
von
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Nuss...
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Kein Drama. Keine Interpretation. Keine Handlung. Keine Psychologie, kein Naturalismus, keine Subjekte. Stattdessen statisch im Raum stehende Schauspieler, eine weit vom Menschen entfernte Gruppe mit Masken, an Computerspiele, Comic Strips oder Figurentheater erinnernd, Avatare. Sie sprechen einzelne Sätze, oder genauer, sie sprechen sie nach, bewegen zu ihnen ihre...
