Auf Gegenseitigkeit
Es gibt diese Filme, die starten mit dem Blick aus dem Weltall auf die Erde, eine blaue, sich im Unendlichen drehende Kugel. Dann beginnt die Kamerafahrt, und die Erde kommt näher, wir können Ozeane und Kontinente unterscheiden, als nächstes sieht das aus wie ein Google-Bild, wir nähern uns einem Land, einer Region, einer Stadt, einer Straße, einem Haus, und endlich beginnt die Geschichte. Hier oder dort, bei Ihnen oder mir. Egal.
Felicia Zellers neues Stück «Gespräche mit Astronauten» weitet sich zu diesem fernen Blick auf unsere Erde erst ganz am Ende, wenn Thomas, ein Astronaut, nach erfolgreich absolviertem Flug ins All die ganze Welt Fähnchen-schwenkend grüßt und dazu ebenso ergreifende wie leider auch ziemlich plattitüdenhafte Sätze über die Erde als «Mutterraumschiff mit einer endlichen Atmosphäre» in die Mikrofone der Pressevertreter spricht.
Thomas ist der Vater von Peter, einem kleinen Jungen irgendwo in Deutschland. Dieser Junge sieht seinen Vater nur sehr selten, weil so ein toller Beruf wie Astronaut zwangsläufig auch gewisse Nachteile beinhaltet. Zum Beispiel den, dass dieser Vater sehr selten und immer nur sehr kurz zu Hause ist. Wenn er dann mal nach langer ...
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Theater heute Jahrbuch 2009
Rubrik: Stücke der neuen Spielzeit, Seite 182
von Josef Mackert
Birgit Minichmayr hat die Kritikerinnen und Kritiker in dieser Saison klar überwältigt: Die mit großer Stimmenmehrheit gewählte Schauspielerin des Jahres dürfte es gewohnt sein, dass Männer vor ihr in Andacht verfallen. Eine Auswahl.
Kathleen Morgeneyer kannte Tschechows «Die Möwe» nicht, bevor sie die Nina in Jürgen Goschs Inszenierung spielte. Jetzt kennt man...
Vertrauensverlust und Erschöpfung scheinen in einem gegenwärtig leicht nachvollziehbaren Zusammenhang zu stehen. Die wichtigste Voraussetzung für einen Burn-out sind mangelhafte menschliche Bindungen. Offensichtlich scheint sich der seelische Akku nur im spielerischen, angstfreien Miteinander einander nahestehender Menschen wieder aufzuladen.
Dieser psychischen...
Es war auch noch ein besonders heißer Sommer, als Christoph Schlingensief im Jahr Null des neuen Jahrtausends vor der Wiener Staatsoper ein paar Baucontainer zusammenschob und «Ausländer raus» darauf schrieb. In den stickigen Blechhütten saßen keine Schauspieler, sondern Asylbewerber, die vom Publikum zurück ins Heim gewählt werden konnten, einer von ihnen sollte...