Am deutschen Mittagstisch
Im Grunde schreibt Elfriede Jelinek schon lange keine Stücke mehr. Sie stellt Textblöcke zur Verfügung, aus denen bei entsprechender Behandlung Theater werden kann. Sie sind dabei nicht zimperlich, diese Texte, im Gegenteil, sie wollen hart rangenommen werden.
Dafür sind sie aber auch zu allem bereit und gänzlich uneitel, wenn es darum geht, sich offensiv benutzen zu lassen, weshalb es auch keine Schrulle, sondern nur nachvollziehbar und konsequent ist – eine Geste höchster Hingabe bei maximaler Selbstbehauptung sozusagen –, dass Jelinek ihr jüngstes, Schiller und RAF kurzschließendes Königinnendrama «Ulrike Maria Stuart» diesmal gar nicht zur Veröffentlichung freigegeben hat. Es soll Theater werden und sonst gar nichts – was man von Nicolas Stemanns virtuos auf allen Registern schmerzhafter Peinlichkeit spielenden Uraufführung am Hamburger Thalia Theater mit ihrem grellbunten Formate-Mix von Trash-Comedy über Blockflötenkonzert und Historien-Blockbuster «Der Untergang 2» bis zu Terror-Revue und Farbbeutelschlacht durchaus behaupten kann.
Bei der mit Spannung erwarteten Zweitinszenierung des explosiven Sprachgemischs durch Jossi Wieler an den Münchner Kammerspielen hat die Zündung ...
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Mit Jon Fosses Stücken ist es tricky. Sie klappern und stottern vor sich hin, stapeln Klischees – «Liebe», «Lebensalter», «Tod» etc. –, hangeln sich von Halbsatz zu Halbsatz und fallen bald einmal unter größerem Papiergeraschel völlig in sich zusammen. Oder aber sie können wunderbare Geheimnisboxen voller Träume vom Leben sein; von der Liebe, ihren Abgründen,...
Eigentlich ist sie schon ganz lange da. Nur so richtig groß aufgefallen, das war sie bisher nicht. Immer wohlwollend erwähnt, nie abgestürzt, sicher eine Stütze des Ensembles, aber nie: ein Star. Judith Hofmann wird demnächst 40. Das würde keiner glauben, der sie nur auf der Bühne sah, aus der sicheren Entfernung des Parketts, geschminkt und in der Rolle...
Wie wär’s mit einer Frauenfantasie? Bitte vorstellen: ein gepflegtes Bordell auf dem Lande, von außen kuscheliger Backstein-Gutshof, von innen hippe Szenebar mit Kristallklunkerlampen, Fototapeten und 70er-Jahre-Plastikwandverschalung. Die Nutten: hübsche, mitunter ziemlich schwul und angegriffen ausschauende Männer. Die Freier: attraktive, strenge, auffällig...