Zwischen den Welten
Fahle Quart- und Quintklänge, fahles Licht. Man ist mit Blick auf die Figuren, die hier die Bühne bevölkern, versucht, an Goethes «Faust» zu denken: «Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, / Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.» Wir befinden uns im Jenseits, das signalisiert das lange Orchesterchorspiel. Und das vergegenwärtigen die Chorklänge, die nicht von der Bühne in den Raum des Strasbourger Opernhauses ziehen, sondern von der Rückseite, aus den Foyers des Rangtheaters durch die eigens geöffneten Türen ziehen.
«Le temps n’est plus, l’espace n’est plus»: Keine Zeit mehr, kein Ort mehr. Alle huldigen der wich -tigsten Größe, die es an diesem Unort zu geben scheint: la vérité – der Wahrheit.
Als Albéric Magnards Oper «Guercœur» – nach der späten Uraufführung 1931 – am Theater Osnabrück 2019 dem Dornröschenschlaf entrissen wurde, avancierte die Tragédie lyrique, wie sie der Komponist ganz bewusst genannt hatte, gleich zur «Wiederentdeckung des Jahres». Und das zu Recht. Denn auch die jüngste Produktion dieses nunmehr erst zum dritten Mal inszenierten Bühnenwerks zeigt, welches enorme musikalische Potenzial in ihm steckt. Aber auch, warum es eben nie populär wurde. ...
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Opernwelt Juni 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Alexander Dick
Eine gute Stunde Glück? Kein Problem. Man greife zu diesem Album, schiebe es in den CD-Player und lausche selige 66 Minuten, dann besteht kein Zweifel mehr: Das Glück ist nicht immer anderswo und ganz einfach zu erheischen. Jedenfalls dann, wenn eine Sängerin vom Format Sabine Devieilhes, die sich mit ihren gleichermaßen stilistisch distinguierten und dramatisch...
Puccinis «Madama Butterfly» in der bahnbrechenden Inszenierung des mittlerweile verstorbenen Anthony Minghella bildete 2006 den Auftakt der Amtszeit von Intendant Peter Gelb an der New Yorker Met. Angefangen mit Cristina Gallardo-Domâs als Cio-Cio-San hat sich die nach wie vor erfolgreichste Produktion des Hauses als wahre Primadonnen-Schmiede entpuppt und...
Was einigen Experten als geistloses «Nebenprodukt» des großen Richard Strauss erscheinen mag, darf bei genauerem Hören und Sehen, wie jetzt durch Tobias Kratzers aufgeklärte Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin beglaubigt, durchaus Relevanz beanspruchen – als Kreation des autofiktionalen Sarkasmus eines Komponisten, der das Libretto zu seinem 1924 in Dresden...