Zerstörte Hoffnungen
Kris Defoorts jüngste Oper geht unmittelbar aus dem Singen hervor, zugleich ist Gesang in der Saga einer US-amerikanischen Familie das einigende Band zwischen Schwarzen und Weißen. «The Time of Our Singing» kann daher als Gesangsoper im doppelten Wortsinn verstanden werden. Das dreiaktige Werk beruht auf dem 2003 erschienenen, gleichnamigen Roman von Richard Powers. Librettist Peter van Kraaij rekonstruierte aus der verschachtelten Zeitstruktur der literarischen Vorlage eine lineare Chronologie.
Diese erstreckt sich vom legendären Konzert der afroamerikanischen Altistin Marian Anderson vor dem Lincoln Memorial am Ostersonntag 1939, bei dem sich die musikbegeisterte Delia Daley und der deutsche Jude und Physiker Robert Strom kennen und lieben lernen, bis zum 24. April 1992, als der bei Rassenunruhen tödlich verletzte Sohn des Ehepaars einsam in einem Hotelzimmer in Los Angeles krepiert.
Jonah Strom, ein in Europa gleichermaßen auf Opernbühne und Konzertpodium renommierter Tenor, ist für eine Liederabend-Tournee in die USA zurückgekehrt. Zuvor hat er sich klar für die «Alte Welt» und deren Musik von der Renaissance bis zur Romantik entschieden, während sein anfangs als Jonahs ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Michael Kaminski
«Mehr, ich bitte dich, mehr! Ich kann Melancholie aus einem Liede saugen, wie ein Wiesel Eier saugt», schwärmt der Höfling Jacques in Shakespeares «Wie es euch gefällt», als sein Freund Amiens ihm im Ardennerwald singend die Zeit vertreibt. Die Airs und Chansons, die der französische Bariton Marc Mauillon auf dieser Doppel-CD auf nachgerade berückende Weise singt,...
Wanderer, kommst du nach Macerata, begegnet dir das Wissen – und noch einiges mehr. Die mittelalterliche 40.000-Einwohner-Stadt, rund 50 Kilometer südlich von Ancona gelegen, ist nicht nur Sitz der 1290 gegründeten Universität; dort wurde zwischen 1823 und 1829 zudem ein für Europa einzigartiges, geschlossenes Stadion gebaut, das «Sferisterio». Entworfen hatte es...
Taiwan wirkt nicht auf den ersten Blick wie eine Oase der Oper. Doch der Schein trügt: Im vergangenen März, als die meisten Theater weltweit stillgelegt wurden, brachte das Nationale Kaohsiung Zentrum für Kunst und Kultur an der Südwestküste der Insel vier szenische Vorstellungen von Verdis «La traviata» auf die Bühne. Das schlicht-moderne Inszenierungskonzept der...