Helden wie er
Gefragt, welcher griechische Künstler des 20. Jahrhunderts einem spontan als «prägend» in Erinnerung sei, werden womöglich nicht wenige ihn als ersten nennen. Und dies aus gleich zwei Gründen: einem musikalischen und einem politischen. Denn wie kaum ein anderer hat Mikis Theodorakis kompositorische Wirksamkeit gesucht (und gefunden) und zugleich als Homo politicus agiert – als Aufrührer, Volksheld, bisweilen sogar als Schmerzensmann. Und mag auch Bertolt Brecht triftig gespottet haben, das Volk sei nicht «tümlich», so war Theodorakis’ «Volkstümlichkeit» doch unbestreitbar.
Vergleichbar war er darin am ehesten mit Ennio Morricone, dessen Mundharmonika-Blow-up «Spiel mir das Lied vom Tod» ebenso zur tönenden Kino-Ikone wurde wie der Sirtaki, den Anthony Quinn 1964 in «Alexis Sorbas» tanzte. Mit ihm wurde Theodorakis identifiziert und für ihn gefeiert.
Dies freilich mit gleich zwei gravierenden Unterschieden: «Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch’ Lied. Ein leidig’ Lied!» Branders Auerbach-Keller-Spruch aus Goethes «Faust» wurde für das auf höchste Kulturwerte eingeschworene deutsche Bildungsbürgertum fast zum Leitsatz. Noch im Konflikt zwischen Schönberg und seinem abtrünnigen ...
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Opernwelt November 2021
Rubrik: In Erinnerung, Seite 58
von Gerhard R. Koch
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