Zeitreise
Hat dieser Mann mit den diversen Namen etwas gelernt im Laufe der zwei Jahrhunderte, in dem wir ihm an diesem Abend an der Norwegischen Oper in Oslo begegnen, im Rahmen eines so nie zuvor dagewesenen Opern-Triptychons? Zu Beginn, in Schumanns Liedzyklus «Frauenliebe und -leben», spielt John Lundgren den Hausherrn eines vornehmen Stadtpalais, der zur musikalischen Soiree mit einer jungen Sängerin geladen hat.
Ingeborg Gillebo gibt diese Künstlerin, und sie stimmt die 1840 komponierten Lieder mit der gewinnend warmen Lyrik ihres Mezzosoprans am heimischen Steinway an, pointillistisch zart begleitet von Håvard Gimse. Ihr liedgemäß erzromantisches Sehnen wird alsbald erfüllt: Er reicht der Schönheit ebenjenen Ring, den die kongenial vertonten Gedichtzeilen Adelbert von Chamissos überschwänglich rühmen.
Neun Monate später scheint auch sie die Erwartungen des Gatten erfüllt zu haben, indem sie ein Kind zur Welt bringt. Bis hierhin (über)zeichnet die Inszenierung von Tobias Kratzer die Figuren zwar mit köstlicher Komik im historisierenden Ambiente einer gediegenen Biedermeier-Bürgerlichkeit, bleibt aber noch nah an den Inhalten, die Chamisso und Schumann vorgeben. Danach jedoch gehen die ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Peter Krause
Mein Bild ist meine Bühne», sagte der Maler William Hogarth einmal über sich selbst. Sprach’s und setzte es in Kunst um: Zwischen 1733 und 1735 widmete er acht gesellschaftskritische Gemälde und Stiche «A Rake’s Progress», dem Werdegang eines Wüstlings – und inspirierte gut 200 Jahre später Igor Strawinsky und seine Librettisten zu einer fast gleichnamigen Oper...
Das Bonmot hat das Zeug zum Kult: «Am Anfang war der Rhythmus.» Und mochte dieser apodiktische Ausspruch eines Klavierprofessors der Detmolder Musikhochschule auch auf einen seiner Studenten gemünzt sein, der bei aller Expressivität den Takt nicht so akkurat zu halten vermochte wie von höherer Stelle erbeten, so besitzt er doch bis heute Gültigkeit: Eine...
JUBILARE
Kiri Te Kanawa kam Ende der 1960er-Jahre aus ihrer neuseeländischen Heimat nach London, dessen Royal Opera House sie immer besonders verbunden bleiben sollte. Dank ihrer erlesen timbrierten und edel konturierten Stimme etablierte sie sich zunächst als Mozart-Sopran, eroberte sich nach dem Debüt als Desdemona im Jahr 1974 an der New Yorker Met auch das...