In Thymos' Reich: Stefano Secco (Manrico), Lana Kos (Leonora), Ensemble der Oper Graz; Foto: Werner Kmetitsch

Wüstes Land

Korngold: Das Wunder der Heliane Gent | Opera Vlaanderen

Versehrte, Verstörte und Verzückte laufen durch diese kranke Welt, die sich der Regisseur David Bösch wohl als eine nach ihrem Untergang denkt. Wasteland, Mad Max. Die üblichen Ölfässer und verdorrten Büsche. Ständig müssen sich die Menschen an den Kopf fassen, vor allem (und arg zwanghaft) der Herrscher dieses dunklen Landes. Der Isländer Tómas Tómasson macht ihn zur markant schwankenden Gestalt, mit großen stimmlichen Reserven.

Dieser freud- und friedlose Gewaltmensch, der sich an seinem Spielzeuggewehr festhalten muss, wird nicht geliebt von seiner ihrerseits arg zerzausten Frau Heliane (Ausrine Stundyte mit Wärme, aber reichlich Vibrato, auch sie eine überzeugende Verstörtheitsdarstellerin). Ein Fremder kommt ins Land, ein Freudenbringer, stört den Unfrieden, wird festgesetzt, bezaubert die Königin. Bald steht sie (laut Text, hier nur quasi) nackt vor ihm. So ergibt sich ein Dreiecks-Überspannungsfeld aus Gewalt, Liebe, Tod.

1927 komponierte der gerade 30-jährige Erich Wolfgang Korngold diese katastrophale Konstellation auf ein schwüles Mysterienspiel des österreichischen Expressionisten Hans Kaltneker. Es mochten ihn am krausen Plot die mehrfachen Tristan-Spiegelungen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2017
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Holger Noltze

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ein bisschen subversiv

Nervös ist er immer noch, auch nach 20 Jahren. «Fast so, als ob ich selbst singen oder spielen müsste», sagt Arno Declair. Er steht in Reihe zwei oder drei, verfolgt die Probe durch den Sucher seiner Kamera. Mindestens 500-mal pro Abend drückt er auf den Auslöser – in der Hoffnung, dass am Ende so viele gute darunter sind, dass es für ein Programmheft reicht. «Ich...

Starke Brüche

Selbst Richard Wagner ist inzwischen nicht mehr sicher vor der Dekonstruktion. Was lange schon im Sprechtheater Alltag ist, in der Oper aber lange tabu war, hält nun auch dort Einzug – demnächst etwa schraubt Tatjana Gürbaca im Theater an der Wien Wagners «Ring» neu zusammen. In Wuppertal wurde jetzt der dritte Akt der «Götterdämmerung» mit Teilen von Heiner...

Fetzenflug

Eigentlich – das weiß jeder Wagnerianer – geht es im «Ring» mit der «Walküre» erst so richtig zur Sache, und so war man in Oldenburg denn auch gespannt, wie Regisseur Paul Esterhazy und sein Ausstatter Mathis Neidhardt die Versprechungen ihres im «Rheingold» als besonders originell erscheinenden Konzepts weiterentwickeln würden. Man erinnert sich: «Der Welt Erbe»,...