Wintereinsamkeit
Wäre nicht «Isolde und Tristan» der ehrlichere Titel, «Die Kameliendame» womöglich besser als «La traviata», «Die Marschallin» passender als «Der Rosenkavalier»? Darüber ließe sich streiten. Ziemlich unstrittig dürfte hingegen sein, dass der Name «Vanessa» zwar weit mehr Sexappeal als das biedere «Erika» hat, mit Blick auf die Charaktere und die Handlung von Samuel Barbers erster Oper (der noch «A Hand of Bridge» und «Antony and Cleopatra» folgen sollten) jedoch eindeutig aus einer irreführenden Taufe resultiert.
Denn diese Vanessa ist eine ältere Lady, die auf die Rückkehr eines gewissen Anatol wartet und dann, als statt des früheren Liebhabers dessen gleichnamiger Sohn eintrifft, diesen heiratet – eine mutwillige Illusionierung und seitens des viel zu jungen Gatten eine verlogene Geschichte, weil es ihm nur um Vanessas Reichtum geht. Ihre Nichte Erika hingegen verliebt sich sofort in Anatol, verbringt mit ihm eine leidenschaftliche Nacht, wird beiseitegeschoben, will sich das Leben nehmen und verliert das gemeinsame Kind. Am Ende reisen Vanessa und Anatol nach Paris, während Erika allein zurückbleibt und die letzte große Arie singt, nunmehr demselben Schicksal entgegensehend wie ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Volker Tarnow
Das ganze Drama ist im Grunde erzählt, noch bevor viele Worte gefallen sind. Der Schmerz, die Sehnsucht (welche nur diejenigen Menschenkinder wirklich kennen, die wissen, welches Leiden mit ihr einherzugehen vermag), der Dualismus aus Liebestäuschung und -ent täuschung, die tiefsitzende Verzweiflung, das einsickernde Gift der Rache – alles ist bereits im «Prelude»...
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JUBILARE
Michail Svetlev kam am 6. März 1943 in Sofia zur Welt. Hier, in der bulgarischen Hauptstadt, betrieb er zunächst theologische Studien. Erfolge bei Gesangswettbewerben ebneten ihm jedoch den Weg zu einer eindrücklichen Laufbahn als Opernsänger. Anfang der 1970er-Jahre war Svetlev Tenor im Ensemble des Gärtnerplatztheaters in München. Bald folgten...