Von europäischem Rang
Die Alten, für die Pest und Cholera, Krieg und Typhus zum Alltag gehörten, kannten das Kunstgewerbe der Negativität noch nicht. Sie waren sich ihres Lebens nicht sicher genug, um sich mit schlechten Aussichten interessant zu machen. Weil die Bedrohung des Lebens so real war, gab es eine Pflicht zum lieto fine, zum heiteren Ende. Denn aller Pessimismus ist viel billiger zu haben als die Hoffnung.
Über der Bühne des alten Opernhauses am Königlichen Neumarkt in Kopenhagen stehen bis heute die vier Worte: «Ei blot til lyst» – «Nicht bloß zur Lust», eine Devise, die man keineswegs als post-pietistische Miesepetrigkeit, als moralinsaure Rechtfertigung des Theaters missdeuten darf, sondern als Weisheit begreifen sollte, dass das Lachen und die Hoffnung eine Art Sicherung unserer Zukunftsfähigkeit sind.
«Keiner soll sich der Verzweiflung überlassen oder sich dem Schmerz ergeben, auch wenn er uns oft bedrängt und am Leben verzagen lässt», singen der erste und dritte Hirt in Claudio Monteverdis «Orfeo». Und hier in Kopenhagen singen sie es zart und graziös, von Lillian Stillwell ohne großen Aufwand, sängerfreundlich choreografiert. Der Gesang der Hirten ist nicht nur Aufforderung zum ...
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Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Jan Brachmann
25. Februar ‒ She
Die ersten Atemmasken und schwarzen Plastikhandschuhe auf dem Frankfurter Flughafen hinterlassen ein ungutes Gefühl. War es das jetzt mit der Normalität, frage ich mich zu einem Zeitpunkt, als von Ladenschließungen, Ausgehsperren, Grenzschließungen und Massenquarantäne in Europa noch keine Rede ist. Ist das schon «She», die Seuche, das...
Wenn in diesen Tagen die Premiere von Philip Glass’ «Les Enfants terribles» im Moskauer Kindermusiktheater Natalia Saz angekündigt wird, verwundert das niemanden mehr. Seit 2010, dem Beginn der Intendanz von Georgij Isaakjan, der zuvor fast 20 Jahre Künstlerischer Leiter der Oper in Perm war, hat sich das «Saz» in ein Haus verwandelt, das einen wohltuend...
Theaterdämmerung in Paris
Die Opéra national mit den Spielstätten Palais Garnier und Bastille (Foto) steuert nach Streiks und wegen des Corona-Lockdowns auf ein gewaltiges Defizit zu. Andere Musiktheater, Schauspiel- und Tanzbühnen in der französischen Metropole befürchten, die Krise womöglich nicht zu überleben. Eine Reportage
Kate Lindsey
Männer kann sie...