Vom Rand des Jenseits
Mit «La página en blanco» markiert das Teatro Real in Madrid eine Premiere in mehrfacher Hinsicht: Pilar Jurado, Jahrgang 1968, hat für die von ihr komponierte Oper nicht nur das Libretto selbst geschrieben (das kam seit Albert Lortzings Pionierleistungen immer wieder vor), die Dirigentin und Musikpublizistin sang auch eine der Hauptrollen selbst. Das ist, zumindest in der neueren Musikgeschichte, einmalig. Überhaupt war sie die erste Frau, von der die spanische Nationaloper ein Musiktheaterwerk zur Aufführung angenommen hat.
Prolog: Der Chor bekundet aus dem Off, jedermann sei selbst seines Glückes Schmied. Da lachen die Götter. Denn die Zukunft ist ein weißes Blatt. Ansonsten geht es erst einmal um eine Geschichte, die ein wenig spanisch-surreal anmutet. Zum Vorspiel zeigt sich so etwas wie ein Klappaltar auf der Bühne, zunächst geschlossen und mit alter Schrift prunkend. Es handelt sich wohl um Worte aus der Offenbarung Johannis, aus deren 13. Kapitel auch einzelne Sentenzen immer wieder vom Chor eingestreut werden. Das von Titus Engel kompetent geführte Orchester legt sich bereits kräftig ins Zeug. Indem sich die Altarflügel öffnen, auf denen alsbald Video-Animationen eine von ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2011
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Frieder Reininghaus
«Soeben gelesen. Bravo, Bravissimo» – in diesen Ruf dürfte der Leser ausbrechen, der Fabian Kerns Dissertation über die Beziehungen der Coburger Theatermalerfamilie Brückner zu den Bayreuther Festspielen von 1876 bis 1914 gelesen hat. Das mit vielen Erstveröffentlichungen reich bebilderte Buch zeigt, dass geduldiges Quellenstudium noch viele unbekannte wie wichtige...
Angeblich liegt Jules Massenets Oper «Hérodiade» Gustave Flauberts gleichnamige Erzählung zugrunde. Flaubert freilich hält sich in diesem Spätwerk genau an den biblischen Befund, wie ihn auch Strauss’ «Salome» in etwa wiedergibt. Diese kurze Geschichte (bei Strauss reicht sie ja auch nur für einen Einakter) schien für eine Grand Opéra ein bisschen dürftig, und so...
Kasan, die Hauptstadt der Tatarischen Republik, ist heute eine offene, grundsätzlich zweisprachige Metropole. Die Zeiten gewalttätiger Russifizierung unter Iwan dem Schrecklichen oder interkonfessioneller Kämpfe scheinen vergessen. Die im Kasaner Kreml neu errichtete Moschee Kul-Scharif mit acht Minaretten leuchtet mit Würde, strahlt metropolitanen Luxus aus. Die...