Vier Frauen

Jost: Rote Laterne Zürich / Opernhaus

Opernwelt - Logo

Kunst, hatte Schönberg dekretiert, komme nicht von Können, sondern von Müssen. Flugs zur Zürcher Uraufführung der Oper «Rote Laterne»: Ihr Komponist Christian Jost muss schier gar nichts, kann aber schlechterdings alles. Der Trierer des Jahrgangs 1963 ist auch in seiner achten Oper kein Hardcore-Avantgardist. Vielmehr hält er es wie Detlev Glanert – er vor allem –, oder Anno Schreier, HK Gruber, Manfred Trojahn, mehr und mehr auch Peter Eötvös. Er bereitet die Erkenntnisse der Vorhut auf allgemeinverträgliche Weise auf. Wirkt als Vermittler, der Angewandte Neue Musik abliefert.

Seine «Rote Laterne» nimmt sich wie eine Maßanfertigung für die Zürcher Premieren-Society aus. Der Preis ist hier und da eine Gefallsucht am Rand des Tolerablen. Und das nicht nur in den tatsächlich sinnverwirrend schönen Momenten, da die Heldin mit sich selbst – sprich: mit ihrer wohlig durchs Haus gleitenden Tonbandstimme – im Duett singt.

Liebhaber chinesischer Literatur kennen die Tragödie aus Su Tongs Roman «Wives and Concubines», Kinogänger aus Zhang Yimous Film «Rote Laterne». Die 19-jährige Song-Lian gehört als Jüngste und Attraktivste zum Ehefrauen-Quartett, das auf dem Anwesen des wohlhabenden und ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2015
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Heinz W. Koch

Weitere Beiträge
Ausdeutung durch Andeutung

Wenn die Herrichtung von «Tristan und Isolde» an der Opéra national du Rhin in Straßburg und Mulhouse jemanden in den Wahnsinn getrieben hat, ist uns das nicht bekannt. Wer ihr ein Lob des Maßes nachsagen wollte, begäbe sich aber gleichfalls auf schwankenden Boden. Denn: Welches andere Musiktheaterwerk überschreitet so mutwillig und aggressiv jede Grenze...

Apotheose via Warenlift

Der Weg zu «Orfeo» und in die Hölle ist mit festlichen Klängen gepflastert. Er führt vorbei an bleichen Russen, die vor hell erleuchteten Restaurants auf dem Akkordeon ihre Bach-Toccaten und auf der Treppe zum Theater im Bläserquintett virtuose Opern-Arrangements spielen. Im Foyer warten schon die Blechbläser der Camerata Bern, die Monteverdis Eingangstoccata...

Das erste Mal

Die Marschallin ist eine schöne Libelle samt Krönchen und Zauberspiegel, Octavian ein flotter Grashüpfer, der sich per Kopfhörer mit Hip Hop volldröhnt. Der böse Zauberer namens Ochs will als Riesenkäfer die kleine Raupe Sophie vernaschen, was ihm auch fast gelingt. Die Rede ist nicht von Brigitte Fassbaenders Neuinszenierung des «Rosenkavalier», sondern von der...