Verführerisch gut
Die größten Tyrannen finden wir bei William Shakespeare. Leontes, von Eifersucht zerfressen, Richard III., der Fieseste von allen, ferner einige der Heinrichs, Claudius, Julius Caesar, Titus Andronicus. Sie alle zeichnet ein untrüglicher Hang zum Sadismus aus, der unbeugsame Wille zur uneingeschränkten Ausübung ihrer Macht, und sei es gegen jede humane Vernunft und wider die Erkenntnis, dass auch ein jeder König, und nicht nur Lear, die Tragödie seiner zwei Körper erleben wird.
Den vermutlich schlimmsten Unhold aber hat Shakespeare außen vor gelassen: Nero, Roms diabolisch-dämonischen und, nun ja, geistesgestörten Herrscher. Dem aber hatte zuvor bereits der römische Geschichtsschreiber Sueton ein Denkmal gesetzt, welches wiederum zur Quelle für zahlreiche Komponisten der Renaissance wurde, unter anderem für Claudio Monteverdi.
Kate Lindsey hat die Rolle des Nerone in dessen «L’incoronazione di Poppea» schon in Jan Lauwers’ Inszenierung bei den Salzburger Festspielen 2019 mit Grandezza verkörpert, noch auf der dort entstandenen Aufnahme kann man die ungeheure Präsenz spüren, die dieser Sängerin eignet. Und auch auf ihrem neuesten, dramaturgisch durchdachten Album mit dem ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: CD des Monats, Seite 19
von Jürgen Otten
Man ist es zwar langsam leid, immer wieder die Pandemie bemühen zu müssen. Doch mit den viralen Verwerfungen wird sich der Kulturbetrieb wohl noch lange herumschlagen müssen. Was zunehmend schmerzlich erfahrbar wird, ist allenthalben spürbare Diskontinuität. Ehe sich im November 2020 die Vorhänge auf unbestimmte Zeit schlossen, waren in Österreich die ersten...
Schon Tonart und Taktart verheißen viel Gutes. In lichtdurchflutetes G-Dur kleidet Händel die Arie seiner Titelheldin kurz vor Ende des zweiten Akts von «Rodelinda, Regina de’Longobardi» und wählt dazu einen sanft schaukelnden 12/8-Takt. Und so wiegt sie ihren Kopf hin und her, die Königin, und hofft, der Geliebte möge bald schon an ihrer Seite sein: «Ritorna, o...
JUBILARE
Hannelore Bode studierte bei Ria Schmitz-Gohr in ihrer Heimatstadt Berlin und setzte die Ausbildung am Salzburger Mozarteum sowie bei Fred Husler in Hamburg und Lugano fort. 1964 debütierte sie am Stadttheater Bonn als Antonia in «Les Contes d’Hoffmann». Zu den weiteren Stationen gehörten Basel, Düsseldorf, Bremen und Hannover. 1970 trat die Sopranistin...