Unversöhnt
Ferruccio Busonis «Doktor Faust» ist eines der Hauptwerke des Musiktheaters des 20. Jahrhunderts. Der deutsch-italienische Komponist konnte die Oper, die er gleichsam wie ein Monument über sein gesamtes Schaffen stülpte, nicht mehr abschließen. In Stuttgart – und zuvor in San Francisco (siehe OW 8/2004) – kam sie erstmals ohne die Ergänzungen Philipp Jarnachs bzw. Anthony Beaumonts zur Aufführung.
Warum begegnet man dem Stück, dessen Rang niemand bestreitet, so selten auf der Bühne? Was abschreckt, ist nicht nur die spröde Kopflastigkeit des von Busoni selbst auf der Grundlage des alten Puppenspiels gedichteten Textes, nicht nur der assoziative, diskontinuierliche Handlungsverlauf des Szenariums, sondern mehr noch der autonome Anspruch der Musik, die keinerlei psychologische Ausdeutung oder semantische Übertragung von Handlung und Figuren anstrebt, sondern einzig sich selbst meint. Busonis Idee der akustischen Perspektive eines Klanghorizonts, der über die Szene, ja über das Sichtbare und Gespielte hinausgreift und auf diese Weise das Ungeschaute durch das Gehörte zu enthüllen sucht, nimmt Tendenzen vorweg, die erst Jahrzehnte später von Komponisten wie Zimmermann, Nono, Rihm oder ...
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Für Volker Klotz ist «Der Zigeunerbaron» der Modellfall einer Operette auf Abwegen, gezeichnet vom «überanstrengten Pathos und Sentiment», ein anachronistisches Werk, das weit hinter Offenbach zurückfällt, im Grunde also eine missglückte Große Oper. Dass sie musikalische Qualitäten hat, die über das Genre hinausweisen, steht nicht im Widerspruch zu dieser...
Toscanini hat ihn ermuntert, die Kollegen Puccini und Mascagni haben ihn gelobt, aber heute wird man den Namen des Komponisten Domenico Alaleona (1881-1928) selbst in einem besseren Opernführer vergebens suchen. Seine Oper «Mirra», mit der er 1913 einen Wettbewerb gewann, die aber erst 1920 in Rom uraufgeführt wurde, verschwand trotz anfänglichen Erfolgs bald in...
Herr Holl, hinterlassen Lieder Spuren in Ihrer Opernarbeit?
Die Arbeit mit Texten interessiert mich am meisten. Das ist, wenn ich Wagner singe, nicht anders als bei einem Schubert-Lied.
Inwiefern?
Es geht um die Einheit von Text und Musik. Das war bei Wagner ja auch so: Er schrieb zuerst die Dichtungen, und im zweiten Schritt komponierte er sie aus. Nicht zuletzt...