Unerlaubtes Begehren
«O douce étoile», seufzt Wolfram, während über der Schneelandschaft Sterne flirren. Und die Hauptfigur heißt nicht Heinrich, sondern Henri. «Tannhäuser» auf Französisch? Wagner hatte seine Oper ja selbst für die Pariser Opéra vorbereitet, in einer Übersetzung von Charles Nuitter. Diese Fassung von 1861 gibt es jetzt an der Côte d’Azur zu hören. Im prunkvollen Casino von Monte-Carlo, wo man nahtlos vom Roulette-Tisch ins Opernhaus wechseln, Laster gegen Erhabenes tauschen kann, zeigt sich: In den instrumentalen Rausch fügt sich die weiche Sprache ohne Kanten bestens ein.
Während im Hafen die Millionärs-Yachten schunkeln, schmaucht Henri auf der Bühne Opium. Über einem leicht ansteigenden Halbrund bäumt sich eine Kuppel, die mit Videos bespielt wird. Die bunten Rauchschwaden und belaubten Zweige spiegeln sich im glatten Boden, während Venus und ihre Doubletten – rothaarige Luxus-Escorts in Seidenbademänteln – um Tannhäuser herumstreichen. Später, zum Auftritt des Hirten, reißt die Wolkendecke auf. Die fließenden Visionen verbinden sich wirkungsvoll mit der Musik, doch akustisch ist die Kuppel nicht unproblematisch, weil sie den Schall ungleichmäßig in den Saal zurückwirft. Bewegt sich ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Wiebke Roloff
Terynka ist verschwunden. Als die Eltern ihr Kind vom Puppentheater abholen wollen, finden sie nur sein rotes Jäckchen zwischen den Zuschauerstühlen. Damit gehen sie zur Polizei. Der Wachtmeister nimmt Terynkas Foto entgegen und versenkt die Jacke tief in der Schublade. Suchen wird er nach dem Mädchen nicht. Denn er selbst hat es entführt.
In Coburg zeigen...
Das Stück ist sakrosankt, unantastbar. Vollendete Vokalkunst. Und einer der tristesten Klagegesänge der Musikgeschichte. «When I am laid in earth», Didos Weltabschiedsarie, trägt den Schmerz einer ganzen Epoche in sich, ist aber zugleich von einer so ätherischen Schönheit, dass man das Leben im Jenseits fast schon wieder als wunderbar imaginieren möchte. Der Tod...
Es ist nur ein Blick. Aber er verändert alles, augenscheinlich, offenkundig, unausweichlich. Es ist der Blick einer jungen Frau, die das Tragische ablehnt, weil sie sich nach einer Zukunft sehnt, in der das Leben den Tod überwindet. Soeben hat dieser ihr die Mutter entrissen, und wieder war es Orest, der von den Furien Getriebene, durch Elektra Angestachelte, der...